Die irrationale Angst vor dem ETF-Crash

Kaum feiert der Aktienmarkt neue Rekorde, nehmen die Warnungen vor einem Crash wieder zu. Diese finden offene Ohren bei ängstlichen Anlegern, denn wer dicke Gewinne hat, weiß dass diese nur Buchgewinne sind, die schnell wieder weg sein können.

Dieses Phänomen ist nicht ungewöhnlich, egal ob nun der Markt überbewertet ist oder nicht. Regelmäßig werden solche Gefahren beschworen. Neu ist diesmal jedoch, dass die „Crashpropheten“ einen neuen Auslöser ausgemacht haben wollen: den Boom am ETF-Markt.

Ihr Argument: Weil immer mehr Anleger ETFs kaufen, bricht der Markt zusammen, wenn plötzlich alle wieder verkaufen wollen. Aus einer Korrektur würde sofort ein Crash, ein Kurssturz ins Bodenlose. Wie groß ist diese Gefahr wirklich?

Um hier intellektuelle Trennschärfe walten zu lassen, muss man zunächst klar sagen: Der massive Wunsch zu verkaufen, ist der eigentliche Auslöser eines Crashs. Der hat erst einmal nichts mit der Nutzung von ETFs zu tun.

Man kann argumentieren, dass ETFs bequem handelbar sind und deshalb die Verkaufsbereitschaft erhöhen. Das wäre besonders gefährlich, so hört man als Argument, weil sich der boomende ETF-Markt vom Aktienmarkt völlig abgelöst habe.

Das ist ein Irrtum. Denn die Aktien sind ja im Sondervermögen. Es gibt kaum ein Instrument, dass so eng mit dem Underlying, wie es im Finanzjargon heißt, also mit dem Basiswert verbunden ist, wie ein physisch replizierender ETF.

Letztlich sind ETFs immer nur so liquide wie die Basiswerte. Hätten die Anleger, die massiv verkaufen wollen, keine ETFs sondern nur direkt die Basiswerte, würde der Markt genauso unter Druck geraten wie mit ETFs, in bestimmten Situationen vielleicht sogar noch stärker.

Um das abzuklären, muss man sich mit der Handelstechnik von ETFs befassen, was die meisten Crash-Auguren nicht tun, weil sie diese nicht nachvollziehen können. Physische ETFs werden auf zweierlei Weise gehandelt, an der Börse und am Sekundärmarkt durch Market Maker.

Diese helfen dabei, dass es für Verkäufer auch Käufer gibt und umgekehrt. Sie sorgen so für Liquidität und einen Marktausgleich, ohne dass das Underlying unmittelbar davon betroffen ist.

Erst wenn das nicht reicht, geben sie ETF-Anteile an die Fondsgesellschaft zurück und erhalten dafür Aktienkörbe. Das nennt man „Redemption“. Neue ETF-Anteile erhalten sie gegen Aktienkörbe. Das heißt im Jargon „Creation“.

Diese Handelstechnik verzahnt ETFs und Basiswerte eng mit einander und hat sich als äußerst robust erwiesen. Der Prozess von Creation und Redemption hält Preissprünge auch bei größeren Transaktionen in engen Grenzen.

Natürlich weiten sich in Extremsituationen die Spreads, die Abstände zwischen Kauf- und Verkaufspreisen, deutlich aus. Das ist zwangsläufig, weil die Market Maker ein erhöhtes Risiko eingehen.

Aber die Wahrscheinlichkeit, dass man in Stresssituationen auch verkaufen kann, ist hoch. Das hat sich klar in der Finanzkrise 2008 bewährt. ETFs waren immer handelbar.
Genau mit dieser Erfahrung begann damals der ETF-Boom bei den institutionellen Anlegern, die Sicherheit und Handelbarkeit schätzen lernten. In bestimmten Fällen sind die ETFs sogar leichter handelbar als die einzelnen Basiswerte, so zum Beispiel bei wenig liquiden Unternehmensanleihen.

Außerdem sollte man sich die Größenordnungen klar machen. Trotz aller Rekordmeldungen ist der Anteil der ETFs am Gesamtmarkt klein. Weltweit repräsentieren Indexfonds nur 5% des gesamten Aktienmarktes. Hier in Deutschland machen sie gerade 15% des gesamten Fondsmarktes aus, in den USA sind es immerhin schon 30%.

Das ist keine dominante Position. Auch herkömmliche Aktienfonds würden übrigens unter Druck geraten, wenn Anleger sie massiv verkaufen. Das scheint aber keinem Sorge zu bereiten.

Schließlich stellt sich die Frage, wie groß die Verkaufsabsicht in heftigen Korrekturphasen wirklich ist. Viele institutionelle Investoren nutzen ETFs als strategische Allokation.

Sie stellen sich weltweit breit mit unterschiedlichen Anlageklassen auf. Sie kaufen hochliquide Standard-ETFs, ergänzt durch einige Spezialitäten.

Sie hoffen so, Schwankungen einzelner Märkte besser abfangen zu können. Sie praktizieren in der Regel Buy-and-Hold, nutzen aber in unsicheren Phasen auch Absicherungsinstrumente oder verringern die taktische Allokation einzelner Anlageklassen.

So gesehen, spricht einiges dafür dass ETFs sogar die Stabilität von Märkten erhöhen. Wer will, darf also gerne vor einem Crash Angst haben, der nach aller Börsenerfahrung auch überraschend kommen kann. Angst vor ETFs als Crashauslöser muss er nicht haben.

Dr. Bernhard Jünemann, Finanzjournalist

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