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EUR/USD: Schwarzer Schwan in Sicht?

Ayondo MarketsGut elf Prozent Gewinn im ersten Halbjahr sind am Aktienmarkt eine ordentliche Ausbeute. Noch stärker gilt dies für den Devisenmarkt, wo die Schwankungen deutlich geringer ausfallen.

Die Bewegung beim Währungspaar Euro/Dollar  in den vergangenen Monaten ist daher bemerkenswert: Während für viele Experten zum Jahreswechsel die Parität nur eine Frage der Zeit war, sieht die Realität nun ganz anders aus. Mit Kursen von 1,15 Dollar steht der Euro kurz vor dem Ausbruch aus einer seit Anfang 2015 bestehenden Bodenformation. 
 

Ein solches Szenario hatte kaum ein Analyst auf dem Radar. Viele dürften sich an das Buch des Börsenhändlers Nassim Taleb, „Der schwarze Schwan. Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse“ erinnert fühlen. Folgt nach der Euro-Rally nun auch noch der Ausbruch, steht der Kurs bald nördlich der 1,20er-Marke?
 

Die Stimmungslage für den Euro hat sich in den vergangenen Monaten jedenfalls deutlich verändert. Zum Jahreswechsel dominierte Skepsis, jetzt hingegen fast schon Euphorie.

Am Terminmarkt liegen die Netto-Long-Positionierungen und damit die Wetten auf einen weiter steigenden Euro auf einem Mehrjahreshoch. Ein Blick in den Rückspiegel zeigt aber, dass ähnlich hohe Spekulationen oft im Umfeld von Preishochs zu beobachten waren.

Die Signale vom Terminmarkt würden somit die Einschätzung zum Sentiment bestätigen. Je optimistischer die Marktmeinung, desto größer die Gefahr eines Rückschlags.
 

Euro bremst Europa

Fundamental gesehen sind die Gründe für die Euro-Rally ebenfalls nicht durchweg überzeugend. Zweifelsohne sind mit den Wahlen in Frankreich und den Niederlanden die politischen Risiken gesunken. Lediglich Italien stellt einen größeren Unsicherheitsfaktor dar, noch aber gibt es keinen Termin für Neuwahlen.

Wirtschaftlich geht es zwar aufwärts, besondere die Inflation liegt mit zuletzt 1,3 Prozent aber noch viel zu tief. Die EZB hat daher keinen Grund, zügig ihre Geldpolitik zu ändern. Seit Februar ist die Teuerung auf dem Rückzug, eine Lohn-Preis-Spirale und steigende Ölpreise als Voraussetzung anziehender Inflation sind nicht in Sicht.

Der starke Euro wirkt über fallende Importpreise ebenfalls bremsend auf den Teuerungsdruck. Zudem steigt der Preis von Waren aus der Eurozone, mit dem starken Euro sinkt die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen auf den Weltmärkten.

Unter dem Strich stellt die scharfe Euro-Aufwertung somit bereits eine Straffung der finanziellen Rahmenbedingungen dar. Die EZB hat daher kein Interesse, den Euro weiter aufwerten zu lassen.
 

Trump-Euphorie ist verpufft

Allerdings liegt es nicht nur in der Hand von Draghi, wie es mit dem Währungspaar weitergeht. Die Euro-Stärke (der Euro-Index legte seit Januar um rund sieben Prozent zu) trifft auf eine Dollar-Schwäche.

Für den Greenback läuft es doppelt schlecht: Seit Monaten liegen die US-Konjunkturdaten unter den Erwartungen. Dazu kommt der politische Reformstau in Washington. Während zum Jahreswechsel die Hoffnung auf die von Trump vollmundig versprochenen billionenschweren Konjunkturprogramme und Steuerreformen viel Fantasie auslösten, liegen die Pläne inzwischen auf Eis.
 

Sollte die US-Wirtschaft aber tatsächlich an Schwung verlieren, ist es nur eine Frage von wenigen Monaten, bis auch die Euro-Konjunktur erste Bremsspuren zeigt. Zinserhöhungen seitens der EZB bleiben daher kein Thema, auch die Fed dürfte langsam vorsichtig werden.

1,04 oder 1,25 Dollar?

Somit erscheint das Potenzial für den Euro limitiert. Technisch zeigt der Chart zwar einen sehr starken, seit März bestehenden Aufwärtstrend.

Dieser mittelfristige Impuls trifft jetzt aber auf die obere Spanne der seit Anfang 2015 etablierten Seitwärtsrange. Der Widerstandsbereich erstreckt sich von 1,145 bis 1,17 Dollar und dürfte im ersten Anlauf kaum genommen werden.
 

Für antizyklische Trader liegt daher eine attraktive Einstiegsgelegenheit für eine Euro-Short-Spekulation vor. Abgesichert mit einem Stopp bei rund 1,18 Dollar kann auf eine mittelfristige Euro-Schwäche in Richtung 1,13 Dollar, 1,11 Dollar und später 1,08 Dollar (200-Tage-Linie) gesetzt werden.

Es wäre sogar nicht überraschend, wenn zum Jahreswechsel wieder die Parität ausgerufen wird. Ende 2015 wie auch Ende 2016 notierte Euro/Dollar im unteren Bereich der Range bei rund 1,04 bis 1,06 Dollar.

Voraussetzung dafür ist aber, dass der Kurs die Schiebezone nicht nach oben verlässt. Steigt der Kurs hingegen per Wochenschluss über 1,18 Dollar, müsste mittelfristig mit Kursen von 1,25 Dollar gerechnet werden. Die Marke errechnet sich aus der Höhe der dann abgeschlossenen Bodenformation.
 

Autor: Feingold Research


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