Trump entfesselt Handelskrieg: Höchste US-Zölle seit einem Jahrhundert bedrohen Wirtschaft
US-Präsident Trump rüttelt an der Weltordnung, erst geopolitisch und nun handelspolitisch. Die USA verhängen die höchsten Einfuhrzölle seit einem Jahrhundert. Nahezu alle Länder sind in unterschiedlichem Ausmaß betroffen. Während die Importe der EU mit einem Basiszoll von 20 % belegt werden – für Autos gilt ein Sonderbetrag von 25 % – ist China mit 34 % dabei. Großbritannien kommt vergleichsweise glimpflich mit nur 10 % davon.
Zudem warnte US-Finanzminister Bessent die Handelspartner vor Gegenmaßnahmen, die China und die EU bereits angekündigt haben.
Wie geht es nun weiter?
Im Extremfall droht ein Handelskrieg mit einer Zollspirale, die die Weltwirtschaft in eine schwere Rezession führt. Daraus würde auch der US-Dollar als Leitwährung schwer beschädigt hervorgehen, was womöglich sogar eine Stoßrichtung der Trump-Administration ist. So weit ist es aber noch nicht. Die Reaktion an den Finanzmärkten fiel heftig, aber noch beherrschbar aus.
Aktien verlassen die Handelswoche tief im roten Bereich. Die Verluste der Leitindizes reichen von 4 % (USA und Deutschland) bis 8 % (Japan). Der DAX ist unter die Marke von 22.000 Punkten abgetaucht. Der Euro sprang über 1,11 gegenüber dem US-Dollar auf ein Jahreshoch und dürfte dieses Niveau in etwa verteidigen. Nur zur Erinnerung: der Euro-Dollar-Kurs hatte es während der Finanzkrise 2007/2008 bis auf knapp 1,60 geschafft.
Damals war aber die Konkurrenz von Gold nicht gegeben. Inzwischen hat das Edelmetall im Zuge der globalen Verunsicherung mit 3.167 US-Dollar je Feinunze einen weiteren historischen Rekord geknackt. Im laufenden Quartal kann zwar mit weiteren Rekorden über 3.200 US-Dollar gerechnet werden, doch dürfte sich der Goldrausch bis Jahresende beruhigen.
Unzweifelhaft werden Trumps Maßnahmen zur Re-Industrialisierung des Landes die Weltwirtschaft in Bedrängnis bringen.
Zunächst dürfte es die US-Wirtschaft treffen, wo weniger Wachstum, dafür aber mehr Inflation ansteht.
Die negativen Effekte fallen umso stärker aus, je länger die hohen Zölle bestehen bleibt und je heftiger die Gegenmaßnahmen der großen Blöcken – EU und China – ausfallen werden.
Wir haben unsere Konjunkturund Kapitalmarktprognosen revidiert. Insgesamt ist mit Wachstumseinbußen der Weltwirtschaft und auch in Deutschland zu rechnen. Unsere Szenarien haben wir entsprechend angepasst, wohl wissend, dass Präsident Trump schnell alles wieder über den Haufen werfen kann. In unserem Basisszenario unterstellen wir, dass die verkündeten US-Maßnahmen in Kraft bleiben, aber die wichtigsten Handelspartner diesen nur zurückhaltend begegnen.
Die Gegenmaßnahmen sollten sich in Grenzen halten, in der Hoffnung, dass die Zustimmung unter den US-Konsumenten schwindet.
Die hohe US-Inflation war schließlich einer der wichtigsten Wahlhelfer für Donald Trump.
Wurde bislang die „MAGA-Bewegung“ dafür gefeiert, zu entbürokratisieren und die Wirtschaft voranzubringen, könnte sich das vor dem Hintergrund von Güterknappheiten, Preissteigerungen und Rezessionsrisiken schnell ins Gegenteil wenden.
Für die nächsten Monate bleibt die Geldpolitik im Fokus. Für den Euroraum ist relativ klar, dass die EZB die Zinsen weiter senken wird. Hingegen ist das für die Fed das keineswegs ausgemacht.
Ob sie angesichts starker Preissteigerungserwartungen tatsächlich die Zinsen – womöglich auf Druck von Präsident Trump – senken wird, ist zweifelhaft, auch wenn es am US-Rentenmarkt aktuell gespielt wird.
Der Zinsrückgang 10jähriger US-Treasuries auf ein Jahrestief unter 4 % zeugt von diesen Spekulationen.
Die Berichtswoche dürften die Anleger nutzen, um den Trumpschen Zollhammer zu verdauen.
Daneben werden die US-Erzeugerund Verbraucherpreise für März eine erste Indikation liefern, ob ein Umfeld für weitere Leitzinssenkungen gegeben ist.
Auch könnte das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan etwas stärkere Beachtung finden.
Aus Deutschland sollten die Daten zur Industrieproduktion sowie den Exporten für den Februar zeigen, dass die konjunkturelle Trendwende auf sich warten lässt.
Schon deshalb wäre es gut, wenn die EU-Kommission in den anstehenden Verhandlungen mit den USA den großen Gegenzollhammer erst einmal stecken lässt.
Die Entscheidung Donald Trumps, entgegen den Ratschlägen und Warnungen aller außerhalb seiner Regierung den Rest der Welt mit Einfuhrzöllen von bis zu 50 % zu „bestrafen“, zeigt, dass er auch hier der Maxime des großen amerikanischen Philosophen Homer Simpson folgt:
„Everyone is stupid except me!“
Mit ihrem Vorgehen schädigt die Regierung Trump allerdings nicht nur die Handelspartner, vor allem die Schwellenländer unter ihnen, sondern auch die eigene Wirtschaft. Wegen ihrer relativen Geschlossenheit bleibt der kurzfristige Schaden in den USA vergleichsweise überschaubar. Mittel bis langfristige Folgen werden aber den Wachstumstrend dämpfen und die Amerikaner insgesamt dauerhaft ärmer machen. Auf kurze Sicht ist die zu erwartende spürbar höhere Kernteuerung durch steigende Preise importierter Waren das primäre Problem.
Selbst wenn sich erste Anzeichen einer „Entankerung“ der Inflationserwartungen nicht bestätigen und es nicht zu einer Inflationsspirale kommt, werden die höheren Importpreise die Kernteuerung zumindest temporär nach oben treiben.
Wir revidieren daher unsere Prognose für die Verbraucherpreise nach oben: für 2025 von 2,8 % auf 3,3 % und für 2026 von 2,5 % auf 3 %.
Der bisherige Disinflationsprozess ist damit vorbei.

Stand 3. April“Smoot-Hawley“-Zoll
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