US-Aktienmärkte erleichtert: IWF-Sorgen und Chinas UN-Treffen beeinflussen Kurskorrektur
Am Mittwoch reagierten die Aktienmärkte mit Erleichterung über den konzilianteren Ton des US-Präsidenten. Augenscheinlich hatte sich dieser von der Reduzierung des Wachstumsausblicks des Internationalen Währungsfonds (IWF) beeindrucken lassen. Der IWF hatte auf die schweren ökonomischen Konsequenzen des USamerikanischen Handelskrieges verwiesen und seine Wachstumsprognosen nach unten angepasst.
Substanziell fiel dabei die Revision des US-Wirtschaftswachstums für 2025 auf 1,8 % von zuvor 2,7 % aus.
Gedämpftere Aussichten wurden auch für China, Indien und die G7 verkündet.
Ist dies der Beginn einer Kurskorrektur des US-Präsidenten, der sich bislang nicht von den negativen Konsequenzen seiner Zollpolitik und des begonnenen Handelskrieges beeindrucken ließ?
Man kann zumindest Zweifel daran hegen.
Wo liegt der Hebel des IWF?
Wo liegt der Hebel des IWF, über den andere Mahner wie die Fed und weitere Wirtschaftsteilnehmer nicht verfügen? Eine andere Erklärung bietet ein Blick in den Tagungskalender des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. Dort steht unter dem 23. April ein „Private Meeting (closed)“. Dabei handelt es sich um informelle private Treffen der Ratsmitglieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Verfahrensordnung sieht vor, dass diese situationsspezifisch einberufen werden können.
Sie bieten Gelegenheit für einen Meinungsund Informationsaustausch, der nicht protokolliert wird.
Die heute stattfindende informelle und nichtöffentliche Sitzung wurde vom Ratsmitglied China einberufen.
Chinas Diplomaten wollen im UN-Sicherheitsrat die einseitige und aus ihrer Sicht schikanöse Machtpolitik der USA diskutieren.
Dazu sind alle 193 Mitglieder der Vereinten Nationen eingeladen worden und erhalten die Möglichkeit, sich vor dem Gremium zu äußern.
Dabei bedient sich China der Institutionen der internationalen Ordnung, um einen multilateralen Austausch zu ermöglichen.
Die US-Regierung war dagegen bislang bemüht, bilaterale Verhandlungen mit den betroffenen Staaten zu führen.
In den letzten Tagen wurde dabei immer klarer, dass ein Teil der Verhandlungen auch die Eindämmung der Wirtschaftsbeziehungen der jeweiligen Länder mit China betraf – ein klarer Versuch, die wirtschaftliche und technologische Entwicklung des Reichs der Mitte einzuhegen.
Die bilateralen Verhandlungen der USA fußten dabei auch auf dem Faktor Unsicherheit.
Die betroffenen Länder agierten im eigenen Interesse und es wurde ihnen seitens der US-Administration immer wieder signalisiert, dass es vorteilhaft wäre, schnell an den Verhandlungstisch zu kommen. Eine Blockbildung der betroffenen Länder gilt es aus USamerikanischer Sicht zu vermeiden. Das könnte sich durch den Vorstoß Chinas im UN-Sicherheitsrat ändern.
Obwohl die Sitzung nicht protokolliert wird, dürfte sie für die Vertreter der US-Regierung nicht angenehm werden.
Es ist davon auszugehen, dass sich der Großteil der beteiligten Staaten kritisch zur USamerikanischen Handelspolitik äußert.Aus geopolitischer Sicht dürfte es daher für die USA im Vorfeld der nichtöffentlichen Sitzung angezeigt gewesen sein, die Situation – zumindest vorerst – zu deeskalieren.
Kurswechsel der US-Administration?
Ob sich daraus ein Kurswechsel der US-Administration ergibt, steht hingegen zu bezweifeln.
Falls unsere Vermutung stimmt, zeigt es jedoch, dass die US-Administration sich auch von nichtöffentlichen Diskussionen im Sicherheitsrat zu einem Taktikwechsel animieren lässt.
Das Überraschungsmoment für die Finanzmärkte dürfte aber auch nach der Sitzung wieder in den Händen des US-Präsidenten liegen.
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