Norwegische Krone: reale Wechselkursindizes deuten auf eine klare Unterbewertung
Die Norwegische Krone erlebte im bisherigen Jahrverlauf ein erhebliches Auf und Ab. Der Euro-Krone-Kurs sank zunächst auf 11,2, sprang nach Verkündung der Trump-Zölle auf ein 5-Jahres-Hoch bei 12,2 und ging nach der Zoll-Aussetzung wieder zurück. Zuletzt notierte der Wechselkurs um 11,8 unweit seines Niveaus zu Jahresanfang.
Gegenüber dem US-Dollar wertete die Krone dagegen klar auf.
Auch Kaufkraftparitäten oder reale Wechselkursindizes deuten auf eine klare Unterbewertung.
Die norwegische Zentralbank senkte im Juni erstmals seit der Corona-Pandemie ihren Leitzins, und zwar von 4,5 % auf 4,25 %. Alle anderen wichtigen Notenbanken – mit Ausnahme der Bank of Japan –hatten ihre Geldpolitik zuvor gelockert, z.T. sehr deutlich. Dennoch profitierte die Norwegen-Krone kaum von ihrem Zinsvorteil. Die erhöhte Inflation hielt die Norges Bank lange von Zinssenkungen ab. Nach wie vor liegt die Teuerung mit rund 3 % – auch in der Kernrate – auf recht hohem Niveau. Die Notenbank erwartet aber für 2026 eine nachlassende Inflation und strebt daher eine Normalisierung der Geldpolitik an, also Zinsreduktionen.
Die norwegische Wirtschaft – auf dem Festland – startete mit einem kräftigen Zuwachs ins Jahr.
Steigende Einkommen stützen den privaten Konsum. Die Unternehmensinvestitionen und der Hausbau werden sich vermutlich verbessern. Der Ausgabeschub im Ölund Gassektor der letzten Jahre wird aber wohl abebben. Potenzielle US-Strafzölle – bislang sind 15 % angedroht – für norwegische Exporte, u.a. Lachs und Offshoreausrüstung, sollten die Wirtschaft kaum belasten. Das Festlands-BIP dürfte 2025 um preisbereinigt 1,5 % solide wachsen und 2026 in ähnlichem Ausmaß.
Eine deutliche geldpolitische Lockerung scheint für die Konjunktur also nicht unbedingt notwendig. Dennoch wird die Norges Bank ihren Leitzins im Zuge der Normalisierung vermutlich behutsam verringern. So sind zwei bis drei Zinssenkungen in den nächsten sechs bis zwölf Monaten realistisch. Aber auch damit bleibt der norwegische Renditevorteil gegenüber dem Euro und anderen Währungen bestehen. Die Trump-Zölle führten im April zu einer erhöhten Nervosität an den internationalen Finanzmärkten. Damit ging eine Schwäche der Krone einher, auch wenn Norwegen an sich wenig betroffen ist.
Der Staat ist aufgrund des Ölfonds netto nicht verschuldet, die Leistungsbilanz weist erhebliche Überschüsse auf.
Die Sorgen an den Aktienmärkten währten nur kurz, mittlerweile verzeichneten die führenden Indizes neue Rekordstände.
Die Krone profitierte allerdings nur temporär von der Entspannung an den Märkten.
Als Rohölund Gasexporteur sind für Norwegen höhere Energiepreise eine gute Nachricht. Der in diesem Jahr eher schwächliche Ölpreis ist daher eine Belastung für die Krone. Die Aussichten auf eine global festere Konjunktur könnten jedoch die Nachfrage ankurbeln und dann über höhere Ölnotierungen spätestens 2026 die norwegische Währung begünstigen.
Leistungsbilanzen stützen die norwegische Währung
Trotz einzelner Zinssenkungen ist das fundamentale Umfeld für die Norwegische Krone nicht schlecht.
Ein solides Wachstum, anziehende Rohölpreise, eine langfristig niedrige Bewertung sowie gesunde Staats und Leistungsbilanzen stützen die Währung. Unsicherheiten an den Finanzmärkten sollten allenfalls zeitweise zu Rückschlägen führen.
Der Euro-Krone-Kurs dürfte mittelfristig nachgeben und spätestens 2026 näher bei 11 als bei 12notieren.
EUR/NOR Chart
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