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Anlagethema: Gute Zeiten für den deutschen Einzelhandel

Der deutsche Einzelhandel wächst 2017 mit einem realen Umsatzplus von 3 % dynamisch. 2018 dürfte ein Zuwachs von 2 % erreicht werden. Die Ertragslage bleibt aber auf mittlere Sicht unter Druck. Der Strukturwandel hin zum Versand- und Onlinehandel setzt sich fort.

Der deutsche Einzelhandel profitiert vom konsumgetriebenen Wirtschaftswachstum in Deutschland. Die Branche, deren Umsatz jahrelang nur zögerlich zulegte, expandiert seit vier Jahren sogar stärker als die gesamten privaten Konsumausgaben.

2017 dürfte das reale Verkaufsplus bei einem erwarteten erfreulichen Weihnachtsgeschäft rund 3 % erreichen, während der Konsum um schätzungsweise nur 1,8 % zunimmt.

Nicht nur der seit Jahren hohe Zuwachs im Internethandel, der hier erfasst wird, trägt dazu bei. In den ersten neun Monaten 2017 legten die Umsätze, die über die neuen Medien bestellt wurden, um über 9 % zu.

Die Zuwanderung hat der Branche seit 2015 geholfen, da die Neuankömmlinge zuallererst Güter wie Nahrungsmittel und Bekleidung benötigen, die im Einzelhandel verkauft werden.

Im bisherigen Jahresverlauf 2017 legten die Nahrungsmittel mit 2 % zwar unterdurchschnittlich zu, die Verkäufe von Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren hingegen stiegen um 5,4 %. Sehr gefragt waren erneut kosmetische Artikel und Körperpflegemittel, während die Apothekenumsätze dieses Jahr nur verhalten zunahmen.

Mehr Beschäftigung, höhere Einkommen und Zuwanderung beflügeln Handelsumsätze
2018 bleiben die Rahmenbedingungen für den Handel positiv. Das Wirtschaftswachstum wird mit kalenderbereinigt 2 % erneut dynamisch ausfallen (2017: 2,5 %). Der günstige Arbeitsmarkt befördert die Einkommensentwicklung und trägt zur optimistischen Konsumentenstimmung bei.

Die aktuellen Forderungen bei den Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie zeigen, dass die Abschlüsse etwas höher ausfallen könnten. Aufgrund der günstigen Ertragslage werden darüber hinaus die Einkommen der Selbstständigen voraussichtlich stärker zulegen und damit die verfügbaren Einkommen stützen.

Positiv wird sich ab Mitte des Jahres die Rentenanpassung von über 3 % auswirken. Mitte 2017 waren die Bezüge im Westen um nur 1,9 % angehoben worden. Die Zuwanderung nach Deutschland hat zwar seit dem Höhepunkt 2015 deutlich nachgelassen.

Gleichwohl dürfte die Bevölkerung auch im nächsten Jahr in einer Größenordnung von 300.000 Menschen weiter zunehmen. Mit Steuerentlastungen kann aufgrund der verzögerten Regierungsbildung allerdings vorerst nicht gerechnet werden. Neuwahlen im neuen Jahr sind nicht auszuschließen.

Für den Einzelhandel ist unter diesen Voraussetzungen 2018 trotzdem mit einem realen Plus in der Größenordnung von 2 % zu rechnen. Im Vergleich zu den privaten Konsumausgaben (1,7 %) dürfte die Branche damit erneut überdurchschnittlich wachsen.

Herausforderung Online-Handel
Der Einzelhandel befindet sich durch die Digitalisierung in einem massiven Strukturwandel. In vielen Bereichen werden die Produkte sowohl online als auch stationär angeboten. Das bedeutet, dass beide Vertriebsarten miteinander vernetzt sein müssen. Der Kunde informiert sich im Laden und bestellt online oder auch umgekehrt.

Zu einer immer wichtigeren Vertriebsform wird damit der Internet- und Versandhandel, der nach der amtlichen Statistik zuletzt einen Umsatzanteil von mehr als 8 % aufwies. Nach Verbandsschätzungen liegt dieser bereits bei einem Zehntel. Hierbei sind allerdings Güter und Dienstleistungen enthalten, die nicht zum engeren Kreis des Einzelhandels gehören.

Die Dynamik dieser Sparte ist in den vergangenen Jahren sehr hoch gewesen. Nach Schätzungen des Handelsverbandes Deutschland (HDE) stand Online zuletzt für 30 % des Wachstums der Branche.

Die Ertragslage des Einzelhandels ist heterogen, was eine generelle Beurteilung schwierig macht. Gemessen an der Umsatzrentabilität stehen beispielsweise die Apotheken trotz gesetzlicher Eingriffe immer noch besser da als die Lebensmittelsparte. Hier ist die Rendite sogar niedriger als im gesamten Einzelhandel, vor allem aufgrund des höheren Materialaufwands.

Der Preisdruck im stationären Handel wird durch die zunehmende Transparenz aufgrund des Online-Vertriebs noch steigen. Da im Online-Geschäft viele Kosten des klassischen Handels, wie Mieten, Personal und Verkaufsflächengestaltung nicht oder zumindest niedriger anfallen, besitzt diese Vertriebsform Vorteile.

Angesichts der bereits vorgenommenen Rationalisierungen kann der Personalbestand zudem nur noch wenig verringert werden.

Konjunkturell allerdings verbessert sich die Ertragslage zurzeit. Die Branche konnte ihre Verkaufspreise 2017 mit nahezu 2 % stärker anheben als im Vorjahr. Da die Tarifgehälter der Branche 2017 schwächer zulegten, hat dies zur Besserung der Ertragslage beigetragen.

Positiv entwickelt sich seit einigen Jahren auch die Flächenproduktivität. Zuletzt haben die Händler ihre Verkaufsflächen kaum noch erhöht, während die Umsätze deutlich zulegten.

Zunehmend wird Bestehendes optimiert sowie unprofitable Geschäfte aufgegeben. Hier dürfte sich der an Bedeutung gewinnende Internethandel auswirken.
Discounter expandieren im Ausland 
Die Discounter konnten ihren Siegeszug in den letzten Jahren nicht weiter fortsetzen. Ihr Marktanteil gemessen am Einzelhandelsumsatz in Deutschland stagniert seit 2014 bei 15 %. Die Zahl der Verkaufsstellen sinkt sogar leicht. 

Mit der Aufnahme von einigen Markenartikeln wird versucht gegenzusteuern. Diese Strategie dürfte allerdings nur begrenzte Erfolge erbringen. In Zeiten mit steigenden Realeinkommen und sinkender Arbeitslosigkeit stößt der Billigboom an seine Grenzen.

Langfristige Wachstumsperspektiven gibt es für die Discounter vor allem im Ausland, wo die erreichten Marktanteile noch deutlich geringer sind. Genau diesen Weg gehen die Unternehmen.

Im Fachhandel profitieren nur die Filialisten
Während die Supermärkte inklusive des traditionellen Lebensmittelhandels seit 2009 einen Zugewinn ihres Marktanteils auf knapp 10 % verbuchen konnten, mussten die SB-Waren-häuser zuletzt einen leichten Bedeutungsverlust auf knapp 12 % hinnehmen. 

Innerhalb des Fachhandels haben nur die filialisierten Unternehmen Erfolg aufzuweisen. Insgesamt konnte deren Anteil zuletzt bei rund einem Drittel nur stabilisiert werden. Nur noch eine leicht positive Veränderung gab es zuletzt bei den Fachmärkten, die sich meist nicht in 1a-Lagen befinden. 

Relativ stetige Zuwächse erreichen zudem neben dem reinen Online-Handel die Versender, die ebenfalls durch die Bestellungen über neue Medien profitieren.

Insgesamt bestehen gute Chancen, dass die Branche in den nächsten Jahren weiterhin stark vom Aufschwung profitiert. Trotz des jüngsten Rückgangs der Flüchtlingszahlen wird Deutschland eine nennenswerte Zuwanderung erfahren. Diese Neubürger konzentrieren sich zuerst auf Einzelhandelsgüter statt auf Dienstleistungen. 

Zudem kommen steigende Realeinkommen, die anhaltend günstige Beschäftigungslage und niedrige Zinsen für Konsumentenkredite dem Einzelhandel zugute. Darüber hinaus verhilft der Boom im Wohnungsbau dem Handel mit Einrichtungsgegenständen und den Baumärkten auf längere Sicht zu nennenswerten Umsatzsteigerungen.

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