Der Nahe Osten kämpft mit dem Ölpreisverfall

Helaba: Zahlreiche geopolitische Konflikte prägen den Nahen Osten, an erster Stelle der zwischen Iran und Saudi-Arabien. Die mit dem Arabischen Frühling verbundenen Hoffnungen auf eine Demokratisierung haben sich nicht erfüllt. Auch wirtschaftlich läuft es nicht rund.

Gleich drei Probleme auf einmal behindern die wirtschaftliche Entwicklung: politische Unruhen, Ölpreisverfall und die Corona-Pandemie. Der Wachstumseinbruch 2020 fällt im Durchschnitt stärker aus als in Afrika und Südostasien, aber weniger stark als in Osteuropa und Lateinamerika. In unserem Länderfokus Nahost nehmen wir diese Entwicklungen unter die Lupe und analysieren elf Länder in der Region.

 

 

Der Nahe Osten leidet 2020 in besonderer Weise. Neben der Pandemie kämpfen die in der Region prominent vertretenen großen Ölförderländer mit dem Ölpreisverfall. Dazu kommen politische Krisen, Bürgerkriege und geopolitische Konflikte, die ebenfalls zahlreiche Länder betreffen.

Der Internationale Währungsfonds schätzte im Juni, dass die Wirtschaft der Region, die in seiner Abgrenzung auch Zentralasien und Nordafrika einschließt, 2020 um 4,7 % schrumpfen wird. Unter den Schwellenländerregionen ist der Wirtschaftseinbruch damit nicht ganz so groß wie in Osteuropa einschließlich Russland (-5,8 %) und Lateinamerika (-9,4 %), aber größer als in SubsaharaAfrika (-3,2 %) und Südostasien (-0,8 %).

Für 2021 rechnen wir bei den allermeisten Ländern des Nahen Ostens mit einer Rückkehr zu positiven Wachstumsraten. Lediglich die Bürgerkriegsländer Syrien und Jemen sowie der Krisenstaat Libanon werden ihre Rezession wohl fortsetzen. Verglichen mit den doch heftigen Rückgängen 2020 wird die Erholung aber verhalten ausfallen.

Ölpreisverfall zwingt zur Diversifikation

Neun der 14 Länder im Nahen Osten sind bedeutende Öl- und/oder Gasförderstaaten. Den größten Anteil am Bruttoinlandsprodukt hat der Ölsektor im Irak und in Kuwait mit jeweils über 35 %. Kleine Förderstaaten sind Bahrain und Jemen mit nur 2 %.

Nahezu alle Länder versuchen, ihre Volkswirtschaften zu diversifizieren, um die Bedeutung des Ölsektors zu reduzieren Dies ist den meisten Staaten sogar gelungen, allerdings eher notgedrungen wegen des starken Preisrückgangs 2013, der zu einer Neuausrichtung der Wirtschaftsmodelle zwang.

 

 

Deutscher Handelsbilanzüberschuss gegenüber Nahem Osten

Deutsche Unternehmen exportierten im vergangenen Jahr Waren im Wert von 27,6 Mrd. Euro in die Region. Die deutschen Exporte in den Nahen Osten machen damit nur 2 % der Gesamtausfuhren aus. Die Importe aus der Region sind mit 5,9 Mrd. Euro noch geringer (0,5 % der deutschen Gesamteinfuhren).

Die politische Kooperation Deutschlands mit dem Nahen Osten erfolgt hauptsächlich auf bilateraler Ebene, sei es über humanitäre Hilfe für Jemen und Palästina, Nuklearvereinbarungen mit Iran oder Vermittlungsbemühungen im Nahost-Konflikt.

Im Rahmen einer sogenannten „Transformationspartnerschaft“ unterstützt die Bundesrepublik die Demokratisierungs- und Reformprozesse im Nahen Osten und in der arabischen Welt insgesamt. Möglicherweise werden auch die wirtschaftlichen Beziehungen davon profitieren.

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