Trumps Zollpolitik schürt Unsicherheit: Anleger flüchten in sichere Häfen

Präsident Trumps zweite Amtszeit erinnert an seine erste:

Den Ankündigungen von Zöllen und Gegenzöllen folgt ein Aufschub, danach wiederum eine Gegenankündigung. Der aktuelle Stand zum Wochenausklang lautet, dass am 4. März Sonderzölle auf Importe aus Kanada und Mexiko in Kraft treten sollen, während auf Einfuhren aus China ein zusätzlicher Zoll von 10 % fällig wird. Die Volksrepublik kündigt Gegenmaßnahmen an.

Zugleich droht der US-Präsident Europa mit 25 %-Zöllen. Diese erratische Politik sorgt für zunehmende Unsicherheit, im Inund Ausland, unter Konsumenten und Produzenten. Das Bild, dass diese Politik die USA wieder groß machen wird, hat Risse bekommen, auch unter den Anlegern.

In der ablaufenden Handelswoche war jedenfalls der sichere Anlagehafen von Staatsanleihen gefragt. US-Treasuries rentieren auf einem Jahrestief und auch für die Verzinsung von Bundesanleihen ging es bergab. Die Kapitalmarktbilanz von Präsident Trump fällt bislang eher bescheiden aus und zeugt von zunehmender Verunsicherung der Investoren. Die US-Aktienmärkte fallen im Vergleich zum Euroraum zurück.

Der marktbreite S&P 500 Index ist auf Jahressicht knapp unter die Nulllinie gerutscht, während der deutsche Leitindex DAX ein Plus von über 13 % vorweisen kann.

 

Europa muss nun in die – von den USA erzwungene –Offensive gehen und die Fehlentwicklungen, die die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt hatten, beseitigen. Der durch Trump ausgelöste Druck könnte zu den notwendigen Reformen führen. Das gilt für Deutschland ebenso wie für den Euroraum. So hat die EU-Kommission ihre Pläne für einen „Clean Industrial Deal“vorgestellt, um die Dekarbonisierung und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu unterstützen.

Die Aktivitäten sollen in sechs Handlungsfeldern strukturiert werden.

Zugleich wurde die schon länger in der Debatte befindliche „Omnibus-Verordnung“ auf den Weg gebracht, um das Lieferkettengesetz und die Richtlinie zurNachhaltigkeitsberichterstattung anzupassen.

 

Helaba Wochenausblick

 

Damit will die Kommission den bisherigen Green Deal modifizieren und die Berichtspflichten für große Unternehmen um 25 % senken bzw. für kleinere und mittlere Unternehmen um bis zu 35 %.

Dies soll einen Verwaltungsaufwand von jährlich mehr als 6 Mrd. Euro einsparen. Zusätzlich soll der CO-Grenzausgleichsmechanismus ein Jahr später eingeführt und entschärft werden.

Abzuwarten bleibt, was davon tatsächlich in welcher Geschwindigkeit kommen wird.

Der anhaltende Druck durch Präsident Trump zwingt Europa zudem, seine Abhängigkeiten von den USA (vor allem hinsichtlich Verteidigung und Technologie) zu verringern.

Dies könnte sich auch hierzulande als wirtschaftspolitischer Gamechanger erweisen und den politisch Verantwortlichen helfen, notwendige Reformen anzugehen.

 

Berichtswoche voraus

In der Berichtswoche könnte das Unbehagen an den Aktienmärkten andauern, wenn die angedrohten Zölle tatsächlich eingeführt werden. In diesem Fall würden wir unsere US-Prognosen überprüfen, vor allem für Inflation und Geldpolitik. Die Anleger dürften den anstehenden US-Arbeitsmarktbericht unter die Lupe nehmen.

Hier dürften sich aber die angekündigten Massenentlassungen in verschiedenen Behörden nur am Rande bemerkbar machen.

Auch die EZB-Sitzung wird in der Berichtswoche von Interesse sein .

Ob die Daten zu den deutschen Auftragseingängen eine Wende zum Besseren signalisieren, dürfte ebenso Beachtung finden wie die Einkaufsmanagerumfragen aus dem Euroraum, China und den USA.

Kaum jemand wird bezweifeln, dass der Etat des US-Bundes Fett angesetzt hat. Ohne Zinszahlungen erreichte er im abgelaufenen Fiskaljahr 6 Bio. US-Dollar. Diese gewaltige Summe schließt Verschwendung (unnötige Ausgaben) und kriminelle Machenschaften ein.

Schätzungen gehen davon aus, dass z.B. von den staatlichen Hilfsmitteln in der Pandemie mindestens 200 Mrd. US-Dollar von Betrügern abgegriffen wurden.

Richtig ist sicher auch, dass ein bürokratischer „Supertanker“ wie die US-Verwaltung jedem inkrementellen Reformprozess starke Beharrungskräfte entgegensetzt. Die von Elon Musk genannten finanziellen Einsparungsziele von bis zu 2 Bio. US-Dollar pro Jahr gehören aber ins Reich der Fantasie.

Zudem verspricht die Vorgehensweise der Trump-Regierung aus verschiedenen Gründen die Risiken und unangenehmen Nebenwirkungen der „Behandlung“ zu maximieren.

Das Vorgehen Musks birgt nicht nur akute Gefahren – Berichten nach wurden Flugsicherung, nukleare Sicherheit und die Bekämpfung der aktuell grassierenden Vogelgrippe in Mitleidenschaft gezogen.

Die aus den Maßnahmen resultierende Verunsicherung und Demotivation fördert darüber hinaus definitiv nicht die Produktivität der Staatsangestellten. Die Vorgehensweise macht es vor allem für jene attraktiv zu gehen, die am leichtesten eine neue Stelle finden – also tendenziell die fähigsten Mitarbeiter. Zudem ist es ein Nebenziel, möglichst viele Beschäftigte loszuwerden.

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Bitcoin fällt

Bitcoin, zu Beginn von Trumps Amtszeit noch über 100.000 US-Dollar gesprungen, sackte unter 80.000 ab.

 

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