DAX vor Richtungsentscheidung: EZB-Sitzung und Quartalszahlen als Kurstreiber

Was bewegt gerade Donald Trump? In der Vorwoche waren es die Strafzölle, die er in Briefen diversen Ländern ankündigte. Auch die EU erhielt statt eines erhofften Deals eine Androhung von 30% Zöllen. Der nicht in Briefen adressierte Rest der Welt soll Zölle in Höhe von 10% bis 15% erhalten, oder eben doch anders.

Diese Woche stand für Trump neben dem Coca-Cola-Rezept aber mehr die US-Notenbank im Fokus. Trump fragte offenbar republikanische Kongressmitglieder, ob er Fed-Chef Powell entlassen solle. Die Meldung ließ den Euro-Dollar-Kurs in wenigen Minuten 1,5 US-Cents steigen, Aktienkurse fielen.

Dann bezeichnete der Präsident eine vorzeitige Entlassung als unwahrscheinlich. Die Märkte korrigierten die vorherigen Bewegungen.

Ein wirklicher Vertrauensbeweis sieht aber anders aus, zumal Trump Powell weiter für dessen Geldpolitik beschimpfte.

Auch Bitcoin kletterte auf eine neues Allzeithoch.

 

US Konjunktur robust – Zinssenkung rückt dennoch in Ferne

Ansonsten dominierten US-Daten: Die Verbraucherpreise erhöhten sich – wie erwartet – leicht. Ein großer Zolleffekt war zwar nicht zu erkennen, dennoch verbesserten die Zahlen nicht die Chancen auf eine Zinssenkung. Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion sowie Stimmungsindikatoren überraschten fast einheitlich positiv.

Die US-Wirtschaft verkraftet das politische Chaos bislang erstaunlich gut. Darüber darf sich Trump freuen, weniger darüber, dass die Zinssenkungserwartungen nachließen und die Treasury-Renditen anzogen. Sogar der US-Dollar wertete trotz der Attacke auf die Notenbankunabhängigkeit per saldo auf.

Die führenden US-Aktienindizes pendelten um ihre Höchststände bzw. erreichten sogar neue, während der Dax etwas durchatmete. Auch China bewältigt die Trump-Zölle bisher überraschend gut, wenn man den offiziellen Wachstumszahlen glauben darf. Selbst bei einer mutmaßlichen Eintrübung im zweiten Halbjahr haben sich die Prognosen aufgehellt.

 

Helaba Wochenausblick

 

EZB Sitzung rückt in den Fokus – Hinweise zur Geldpolitik erwartet

In der Berichtswoche herrscht aus den USA relative Ruhe. Am ehesten interessieren die Auftragseingänge für langlebige Güter. Allerdings meldet sich auch Fed-Chef Powell zu Wort.

Aus Deutschland bzw. der Eurozone werden vor allem Stimmungsindikatoren veröffentlicht. Das ifo Geschäftsklima wird nach den vorherigen Anstiegen vermutlich stagnieren, die Einkaufsmanagerindizes sich leicht verbessern .

Der an sich wichtigste Termin ist die EZB-Sitzung. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung ist jedoch gering. Interessanter könnten Hinweise für die weitere Geldpolitik werden – oder eben auch nicht.

 

US Berichtssaison läuft an

An den Aktienmärkten rückt die Berichtssaison in den Mittelpunkt, die in den USA richtig an Fahrt aufnimmt und in Deutschland beginnt. Der Auftakt verlief positiv. Reicht es aus, um die Märkte auf neue Allzeithochs zu hieven?

Der Renditeanstieg in den USA wird sich vorerst wohl nicht so fortsetzen, da zumindest die fundamentalen Impulse fehlen.

Und der US-Dollar? Die Erholung trotz Trump ist eigentlich ein gutes Zeichen. Ausbleibende Lockerungssignale der EZB können allerdings dem entgegenwirken.

Am Ende hängen die Finanzmärkte aber auch davon ab, welchem Thema sich Donald Trump als Nächstes widmet.

 

DAX Chart

Analyse der Broker-Test.de Redaktion

Der deutsche Leitindex befindet sich in einer kritischen Phase. Bei 24.289 Punkten verharrt der DAX nur 350 Punkte unter seinem Jahreshoch, während die makroökonomischen Vorzeichen gemischt bleiben.

Die kommende Woche könnte über die weitere Richtung bis zum Jahresende entscheiden.

EZB-Entscheidung am 24. Juli: Neunte Zinssenkung im Fokus

Die Europäische Zentralbank steht vor einer wegweisenden Entscheidung. Nach acht aufeinanderfolgenden Zinssenkungen von ursprünglich 4,0 Prozent auf aktuell 2,0 Prozent mehren sich die Stimmen für eine erneute Lockerung. Entscheidend wird Christine Lagardes Signalwirkung für den weiteren Zinspfad sein.

Sollte die EZB ihre dovische Haltung bestätigen und weitere Zinssenkungen in Aussicht stellen, dürfte der DAX einen nachhaltigen Impuls über die 24.500-Punkte-Marke erhalten.

Die anhaltende Zinssenkungspolitik reduziert die Opportunitätskosten für Aktieninvestments erheblich und macht deutsche Dividendentitel attraktiver.

 

 

Quartalszahlen entlarven wahre Unternehmensstärke

Die laufende Berichtssaison für das zweite Quartal wird zur Nagelprobe für die deutschen Großkonzerne. Besonders die angeschlagenen Automobilwerte BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen stehen unter Beobachtung. Ihre geringen Kurs-Gewinn-Verhältnisse spiegeln die tiefen Erwartungen der Investoren wider.

Ein überraschend positives Quartalsergebnis könnte eine Bodenbildung im Automobilsektor einleiten und dem DAX zusätzlichen Auftrieb verleihen.

Umgekehrt würden enttäuschende Zahlen die strukturellen Sorgen um die deutsche Exportwirtschaft verstärken.

 

Technische Konstellation deutet auf Ausbruchspotenzial

Aus charttechnischer Sicht pendelt der DAX in einer Seitwärtsrange zwischen 23.500 und 24.500 Punkten. Der jüngste Rückgang von den Jahreshöchstständen wirkt wie eine gesunde Konsolidierung nach der beeindruckenden 22-prozentigen Rally seit Jahresbeginn.

Ein nachhaltiger Durchbruch über 24.600 Punkte würde technisch den Weg in Richtung 25.500 Punkte freimachen. Entscheidend wird das Handelsvolumen bei einem möglichen Ausbruchsversuch sein.

Geopolitische Risiken als Dämpfer

Die anhaltenden Handelsspannungen zwischen den USA und der Europäischen Union belasten weiterhin die Stimmung. Deutsche Exporteure sind besonders verwundbar gegenüber protektionistischen Maßnahmen, was sich in der zurückhaltenden Bewertung des DAX im Vergleich zu amerikanischen Indizes widerspiegelt.

Jede Eskalation der Handelskonflikte könnte den DAX schnell unter die kritische Unterstützung von 23.500 Punkten drücken und eine Korrektur in Richtung 22.000 Punkte auslösen.

 

 

 

Kursprognose für die kommenden Wochen

Die Wahrscheinlichkeiten sprechen für eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung zwischen 23.500 und 25.000 Punkten. Sollten sowohl die EZB-Entscheidung als auch die Quartalszahlen positiv ausfallen, ist ein Anstieg auf 25.500 Punkte bis Ende August durchaus realistisch.

Das größte Risiko liegt in einer unerwarteten hawkischen Wende der EZB oder enttäuschenden Unternehmensergebnissen, die den Index schnell unter 23.000 Punkte drücken könnten. 

 

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