Das Monster Frankenbull

Bernstein BankDr. Frankenstein erschuf ein Monster aus Leichenteilen, die er zusammenflickte und mit Blitzen zum Leben erweckte. Dann lief das Ungetüm Amok. Die Parallele zum Finanzmarkt: Die Notenbanken der Welt schieben mit unendlichen Geldmengen die Aktienkurse nach oben.

Und sie kurbeln die Nachfrage nach neuen Aktien an – der Markt für Börsengänge war nie stärker als in diesem Jahr der Pandemie. Erschaffen wurde ferner der größte Aktienmarkt aller Zeiten. Ein monströser Bulle – die Bank of America nannte ihn „Frankenbull“.

 

Zu viel Euphorie

Die Bullen waren zuletzt kaum zu halten. Kein Wunder – es gab laut Knowledge Leaders Capital selten zuvor ein besseres Kraftfutter an der Börse: Drei Impfungen gegen Corona stehen wohl bald zur Verfügung, 42 Prozent der Anleger glauben, dass eine Impfung die Wirtschaft positiv ab dem zweiten Quartal stützten wird, 28 Prozent sehen sogar Q1.

Die Börsianer haben die Rezession also abgehakt. Dazu sind die Zinsen bei Null, der Staat macht Schulden auf Hochtouren und bald kehrt auch noch Janet Yellen als Finanzministern mit wohl noch mehr Geld zurück.

 

 

Warnung vor dem „Frankenbull“

Chief Investment Officer Michael Hartnett von der Bank of America nahm in diesem Zusammenhang jüngst kein Blatt vor den Mund: Die Notenbanken erschaffen seiner Meinung nach gerade ein echtes Marktmonster – den „Frankenbull“, womit er eine Parallele zu Frankenstein zog.

Hier einige der gefährlichen Fakten von der BoA: Seit März kauften die Notenbanken Assets in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar – und zwar alle 60 Minuten. Die Welt sah in diesem Jahr 190 Zinsschnitte der Notenbanken – also vier Senkungen alle fünf Handelstage.

In 2020 wurden außerdem 3,4 Billionen Dollar an US Treasurys ausgegeben – ein Allzeitrekord. Die globale Marktkapitalisierung sei von den Tiefs um 39 Billionen Dollar gestiegen.

In den vergangenen sechs Wochen sei ein Rekord von 139 Milliarden Dollar global in Aktienfonds geflossen – damit wurde der vorige Peak aus dem Januar 2018 übertroffen. In diesem Jahr fanden weltweit schon 9.730 Börsengänge im Wert von rund 1,1 Billionen Dollar statt – das beste Jahr aller Zeiten.

Wir meinen: Viele dieser Firmen würden in normalen Zeiten niemals Geldgeber finden, wie die Dotcom-Blase vor rund 20 Jahren belegt.

 

Zentralbankgeld ohne Ende

Und die Moral aus der Geschicht für die Bank of America: „central banks have never been this dovish at this level of asset prices and valuation before“. Und weiter: Die Herren des Geldes „openly tolerating asset price bubbles (and extreme wealth inequality) so as to „bridge“ to stronger growth and lower employment.“

Soll heißen: Die Notenbanken nehmen Blasen in Kauf – und sie haben gar keine andere Wahl mehr und kein anderes Mittel. Alles in allem erwartet Hartnett aber im Gegensatz zum Rest des Marktes keinen Boom sondern eher eine Ära der „Stagflation“, in der unter anderem der Dollar schwächele.

Verkaufssignal von Assetmanagern

Die Bank of America schob noch eine andere, konkrete Korrektur-Warnung nach: Im jüngsten Fund Manager Survey für Dezember hieß es, das Cash-Level der Investoren sei unter 4 Prozent gesunken – und das habe ein Sell-Signal ausgelöst.

Wir fragen: Wer soll noch kaufen, wenn das ganze Cash weg ist? Befragt wurden 217 Geldmanager mit zusammen 576 Milliarden Dollar AUM (Assets under Management).

Das letzte Mal, als dieses Sell-Signal ausgelöst wurde, war im Februar 2020 – kurz darauf folgte der Absturz. Und netto seien die Anleger diesmal sogar untergewichtet bei Cash – zuletzt geschah dies im Mai 2013.

Laut dem Survey ist der am meisten überfüllte Trade mit 52 Prozent Long Tech – und das schon zum achten Monat in Folge. Der zweitbeliebteste Trade der Finanzmanager ist mit 17 Prozent Short US-Dollar. Und 15 Prozent der befragten Investoren gaben Long Bitcoin an. Bei einer Korrektur wären dies also die ersten drei Kandidaten für eine Kehrtwende.

 

 

Der größte Aktienmarkt aller Zeiten

Passend dazu verpasste das Finanzblog ZeroHedge jüngst der Euphorie eine Hausnummer: Der globale Aktienmarkt erreichte vorige Woche erstmals überhaupt die Größe von 100 Billionen Dollar – 100.000.000.000.000. Das Ganze sei gefährlicher, als man denke – denn Risiken bauten sich langsam auf, entfalteten ihre Gefahr aber rasch.

Insgesamt gebe es aktuell drei große Risiken:

1) eine Schulden- und Bankenkrise. Bei anhaltend niedrigen Zinsen steige die Menge der nicht bedienten Kredite und Insolvenzen seien unvermeidbar.

2) Die übersehene Inflation: Laut Bloomberg Economics schlage die Teuerung bei Armen und bei der Mittelklasse stärker zu als es der offizielle Inflationsindex signalisiere. Diese höheren Lebenshaltungskosten schlugen vor allem durch beim Wohnen, Versicherungen, Lebensmitteln, Erziehung oder Healthcare – und berge sozialen Zündstoff. Das Blog konstatierte

3) aktuell einen perversen Anreiz für Investoren, Blasen aufzupumpen, die beim Platzen Schockwellen in die Realwirtschaft aussenden. Dies durch höhere Steuern und schwächere Kaufkraft, da die Notenbanken die Geldpolitik dazu verwenden, die Währung zu entkernen.

Wir meinen: Jede Blase platzt irgendwann. Und dann stirbt der Monsterbulle tobend. Auch wer den Trend als seinen Freund sieht, sollte die Warnungen der Experten nicht ignorieren.

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