Aktien: Notwendige Korrektur?

Helaba: An den Aktienmärkten sind zuletzt die bisherigen Börsenlieblinge unter Abgabedruck geraten. Angesichts hoher Bewertungen war diese Korrektur überfällig. Wirklich verbessert hat sich das Chance-Risiko-Profil damit allerdings noch nicht.

Hohe Erwartungen

Seit den Tiefstständen im März dieses Jahres haben die international führenden Indizes eine beeindruckende Rally hingelegt. Doch während es dem DAX bislang nicht gelungen ist, gegenüber dem Jahresultimo 2019 wieder nachhaltig in die Gewinnzone vorzudringen, markierten andere Börsenbarometer sogar neue historische Höchststände.

 

 

Auf den ersten Blick könnte der Eindruck entstehen, es hätte die Pandemie mit all ihren ökonomischen Verwerfungen nie gegeben. Doch auch wenn sich die Aktienindizes insgesamt sehr positiv entwickelt haben, gilt das längst nicht für alle Sektoren oder gar Einzeltitel. Unter der Indexoberfläche findet eine enorme Spreizung statt.

Zu den Profiteuren zählten in den vergangenen Monaten dabei vor allem Titel aus den Bereichen Informationstechnologie, Telekommunikationsdienstleistungen und Internethandel. Gerade diese Aktien sind im S&P 500 hoch gewichtet. So erreichte deren Anteil an der Marktkapitalisierung des S&P 500 zuletzt wieder rund 50 %. Er ist damit annähernd so hoch wie in der Spitze des New Economy Booms Ende der 90er Jahre.

Auch die Bewertungen der entsprechenden Sektoren erinnern an diese Phase, wenngleich das gewichtete Mittel der Kurs-Gewinn-Verhältnisse mit zuletzt rund 30 noch nicht die damaligen Spitzenwerte von knapp 40 erreicht hat.

Chance-Risiko-Profil kaum verbessert

Aber nicht nur die Börsenlieblinge der vergangenen Monate haben die Bewertung nach oben getrieben. Insgesamt erreichte das Kurs-Gewinn-Verhältnis für den S&P 500 auf Basis der Schätzungen für die kommenden 12 Monate mit zeitweilig rund 23 annähernd die Spitzenwerte aus dem Jahr 2000.

Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase und der vielzitierten Alternativlosigkeit ist dies für manche Marktteilnehmer zwar kein Grund zur Besorgnis. Die jüngste Korrektur zeigt aber, dass dieser Umstand Aktien anfällig macht. Schließlich ist bei den vermeintlichen Krisengewinnern eine gehörige Portion Wachstumsfantasie eingepreist. Selbst bei den bislang zurückgebliebenen Titeln wird eine sehr dynamische Erholung der Unternehmensgewinne unterstellt.

Tendenziell untermauert der Anstieg konjunktureller Frühindikatoren zwar dieses Bild. Ob sich die angezeigte zunehmende Breite des Aufschwungs in entsprechenden Unternehmensgewinnzuwächsen niederschlagen wird, ist angesichts der Verwerfungen unsicher. Insofern dürfte der bevorstehenden Zwischenberichterstattung besondere Aufmerksamkeit zuteilwerden.

Angesichts der insbesondere bei US-Titeln angespannten Bewertungssituation war die Korrektur überfällig. Jüngste Umfragen zeigen, dass sich die kurzfristige Stimmung etwas abgekühlt hat, während auf Sicht der kommenden sechs Monate die Zuversicht wächst.

Diese Kombination spricht eher dafür, dass Anleger mit einer vermeintlich zu geringen Aktienquote die Korrektur nutzen, um Positionen aufzubauen. Wirklich verbessert hat sich das Chance-Risiko-Profil allerdings noch nicht.

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