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Aktienmarkt: Erhöhtes Gewitterrisiko!
Helaba: Niedrige Zinsen, steigende Frühindikatoren, deutliche Aufwärtsrevisionen der Gewinnschätzungen – all dies hat Aktien in den vergangenen Monaten immer weiter nach oben getrieben. Was kann jetzt noch besser werden? Haben Aktien womöglich sogar übertrieben und drohen an den Märkten nun Hitzegewitter?
Gefährliche Sorglosigkeit
An den Aktienmärkten wechseln die Zugpferde in immer kürzeren Abständen. Während S&P 500 und Dow Jones Industrials in den vergangenen Wochen zulegen konnten, traten die zuvor von den Anlegern favorisierten Titel aus DAX und EURO STOXX 50 mehr oder weniger auf der Stelle.
Offensichtlich sind die positiven Konjunkturüberraschungen aus der Eurozone inzwischen ebenso abgefeiert wie die sich zurückbildenden politischen Unsicherheiten. Der Risikoappetit der Anleger ist ohnehin ungebrochen. Nach kleineren zwischenzeitlichen Ausschlägen bewegt sich die implizite Aktienvolatilität für die international führenden Indizes nahe der langfristigen Tiefststände und signalisiert damit eine gefährliche Sorglosigkeit.
Trotz zum Teil deutlicher Aufwärtsrevisionen der Gewinnschätzungen in den vergangenen Wochen bleibt die Bewertungssituation angespannt. Auf Basis der gängigsten Kennziffern (KGV, KBV, KCV und Dividendenrendite) bewegen sich Dividendentitel dies- und jenseits des Atlantiks oberhalb des langfristigen "Normalbandes".
Hohe Bewertung in Kombination mit ausgeprägter Gelassenheit ist erfahrungsgemäß eine explosive Mischung. Der Quotient aus KGV und impliziter Aktienvolatilität ist ein guter Indikator, um eine Überhitzung zu erkennen. Für den US-Leitindex S&P 500 hat diese Relation zuletzt sogar die Spitzenwerte früherer Zyklen sichtbar überschritten.
Damals erlitten Aktien in der Folge heftige Kurseinbußen (2000 und 2007) oder traten auf der Stelle (1994). Nachhaltiges Aufwärtspotenzial lässt sich dagegen kaum noch ableiten, zumal spätestens mit beginnender Verkürzung der US-Notenbankbilanz geldpolitischer Gegenwind droht.
Ernte einfahren
Die Geldpolitik im Euroraum bleibt dagegen zwar vorerst sehr locker. Allerdings scheinen wichtige konjunkturelle Frühindikatoren wie das zur Veröffentlichung anstehende ifo-Geschäftsklima derzeit ihren Gipfel auszubilden. Immerhin markierte das ifo-Konjunkturbarometer im Mai mit 114,6 Punkten einen historischen Spitzenwert seit der Wiedervereinigung.
Siehe auch:
ifo Institut: Geschäftsklimaindex so hoch wie nie
Damit wird die Luft für Aktien, die in der Regel der Konjunktur voraus laufen, zunehmend dünner. Die Analyse vergangener Zyklen seit 1965 zeigt, dass deutsche Standardtitel nach vergleichbar hohen Werten für das ifo-Geschäftsklima auf Sicht von 6 bis 12 Monaten im Durchschnitt Ertragseinbußen zu verzeichnen hatten.
Es gibt u.E. keine überzeugenden Gründe dafür, dass es diesmal anders sein wird. Angesichts des ungünstigen Chance-Risiko-Verhältnisses raten wir weiterhin dazu, die erhöhten Notierungen antizyklisch zum Abbau der Aktienquote zu nutzen.
Autor: Markus Reinwand
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