Analyse der Devisenmärkte 2014

Auf der einen Seite die Federal Reserve, auf der anderen die Europäische Zentralbank: Unter der Leitung von Janet Yellen und Mario Draghi waren sie die Protagonisten des Devisenmarktes im Jahr 2014. Hinter ihnen zwei unterschiedliche Wirtschaftssysteme, aber auch zwei verschiedene Arten, die Krise der letzten Jahre und das daraus hervorgegangene Szenario zu interpretieren. Und vielleicht – oder vor allem – zwei grundverschiedene Geldpolitiken.

 

Es wäre jedoch überaus oberflächlich, sich bei der Analyse der Devisenmärkte nur auf diese beiden Zentralbanken zu beschränken und alle anderen außen vor zu lassen. Für ein zweckdienlicheres Bild sollten bei der Studie außerdem die wichtigsten Faktoren berücksichtigt werden, die für die letzten Monate kennzeichnend waren. Vor allem müssen die Folgen der Krise zwischen Russland und der Ukraine analysiert werden, aber auch die Entwicklung der japanischen Geldpolitik sowie die „Referenden“: Zu untersuchen sind die Auswirkungen des Referendums über die Unabhängigkeit Schottlands im September auf das Pfund Sterling und die Auswirkungen auf den Schweizer Franken nach der Schweizer Abstimmung vom 30. November über die Goldreserven der SNB. Aber der Reihe nach.

 

Der Jahresanfang war gekennzeichnet durch einen relativ starken Euro, der auf Mario Draghis Pressekonferenz am 8. Mai gegenüber dem Dollar mit 1,3992 den höchsten Wert seit 2011 erreicht hatte. Als die Marke von 1,40 schon in Reichweite zu sein schien, kam der Lauf der Einheitswährung zum Stillstand. Auch in diesem Fall waren die Ursachen zahlreich. Diese Entwicklung lässt sich nicht allein mit dem Tapering erklären, denn der Plan der amerikanischen Zentralbank zur Reduzierung der Asset-Käufe befand sich schon seit einigen Monaten in der Umsetzung. Auch die erwartete vorgezogene Zinsanhebung durch die Fed sowie die erwarteten expansiven Maßnahmen der EZB (diese Erwartungen waren womöglich etwas überzogen, da die deutsche Position vernachlässigt wurde) hatten auf jeden Fall einschneidende Auswirkungen. Des Weiteren wurde die Talfahrt des Euro durch eine lange Reihe alarmierender makroökonomischer Daten beschleunigt, die ein Europa zu Tage gebracht haben, das sich von den ehemals gesetzten Wachstumszielen immer weiter entfernt und einer Deflation immer näher kommt.

Innerhalb weniger Monate ist der Euro rapide zurückgegangen und nach einem Verlust von mehr als 10 Prozentpunkten bei 1,25 und damit wieder bei Werten angelangt, die für den alten Kontinent exportfreundlicher sind; der Wechselkurs Euro/Pfund Sterling hatte sich unterdessen mit 0,78 den niedrigsten Werten der letzten beiden Jahre wieder angenähert. All das geschah in Erwartung näherer Informationen zum Umfang und der tatsächlichen Wirksamkeit der neuen Anreizmaßnahmen, die von der Europäischen Zentralbank entwickelt worden waren.

 

Ganz ähnlich gestaltete sich die Entwicklung des britischen Pfund Sterling: herausragend während des Anstiegs zum Jahresanfang und ziemlich schmächtig bei Herbstanfang. Im Frühling, als eine Anhebung der Zinssätze durch die Bank of England unmittelbar bevorzustehen schien, kamen die Einkäufe dem Pfund zugute, das infolgedessen bis zum Juni gegenüber dem Dollar auf 1,718 und somit auf den höchsten Wert der letzten sechs Jahre anstieg. In den Folgemonaten hat sich dann allerdings auch bei diesem Währungspaar etwas geändert, teilweise aufgrund der Erholung des Dollars, teilweise weil sich die Wirtschaftsteilnehmer darüber klar geworden sind, dass der Sieg der „Nein“-Stimmen beim schottischen Referendum nicht so vorherzusehen war. Auch nach diesem Sieg (der nicht ganz so deutlich ausgefallen ist, wie noch wenige Wochen vor der Abstimmung erwartet wurde) sind nicht alle dunklen Wolken der Schottland-Frage über London verschwunden, das eine Reihe von Zugeständnissen gemacht hat. In der Zwischenzeit ließ Carney durchblicken, dass die Anhebung der Zinssätze angesichts des ungewissen Ausgangs der immer näher rückenden politischen Wahlen im Mai 2015 doch nicht so unmittelbar bevorstehe.

 

Darunter leiden musste natürlich das Pfund, das daraufhin die Richtung geändert hat: Ende August lag der Wechselkurs Pfund Sterling/Dollar bereits bei 1,63, Ende November bei 1,58, und auch Anfang Dezember setzte sich der Abwärtstrend fort, als die Marke von 1,56 erreicht wurde.

 

Nur wenige Wochen nach der schottischen Abstimmung im September stand schon wieder ein Referendum auf der Tagesordnung, dieses Mal mit der Schweiz in der Hauptrolle, die die Bürger für den 30. November in einer völlig anderen Angelegenheit, einer Abstimmung über die nationalen Goldreserven, an die Urnen rief. Auch in diesem Fall konnte die „Nein“-Fraktion einen Sieg für sich verbuchen: Nur 1 von 4 Wählern hatte für das Vorhaben gestimmt. Mit diesem Ergebnis wurde verhindert, dass der Schweizerischen Nationalbank in ihrer Tätigkeit weitere Verpflichtungen auferlegt wurden: Im Falle eines Sieges der Ja-Stimmen wäre die SNB unter anderem dazu verpflichtet gewesen, circa 1.650 Tonnen Gold zu kaufen, was auch mögliche Auswirkungen auf den Schweizer Franken gehabt hätte. Folglich ist der Sieg der „Nein“-Stimmen der Position der SNB in der Frage des Euro-Franken-Mindestkurses von 1,20 (d. h. der vor mehr als drei Jahren festgelegte Mindestkurs zum Schutz der nationalen Exporte) zumindest theoretisch entgegengekommen, obwohl sich der Wechselkurs diesem Wert sehr angenähert hat.


An der asiatischen Front hat der Wechselkurs Dollar/Renminbi eine relativ verhaltene Entwicklung gezeigt: Zu Jahresbeginn wurde die chinesische Währung zu 6,02 gewechselt, im Frühling hat sie dann an Wert verloren und der Wechselkurs ist auf 6,27 gestiegen, um dann gegen Ende des Jahres wieder die Marke von 6,15 zu erreichen, ein leichter Verlust von circa zwei Prozentpunkten im Jahr 2014.

 

Ganz anders sieht die Sache in Japan aus, wo die Abenomics von Shinzo Abe und Haruhiko Kuroda fortgeführt werden und die Geldpolitik weiter ausgebaut werden soll (wie Ende Oktober angekündigt wurde), wovon der Yen nicht verschont geblieben ist und gegenüber den wichtigsten Währungen deutlich an Wert verloren hat. Der Wechselkurs Dollar/Yen hat mit über 120 den höchsten Wert seit 2007 erreicht, während der Wechselkurs zwischen dem Euro und der japanischen Währung leicht unter 150 liegt.

 

Bei einer Analyse des Jahres 2014 darf auch die Ukraine-Frage nicht vergessen werden, die zu einer deutlichen Wertminderung der Griwna (der Währung der Ukraine) geführt hat. Aber auch der Rubel bekam mit einer regelrechten Kapitalflucht die Folgen zu spüren. Die Moskauer Währung hat zudem unter den sinkenden Rohölpreisen gelitten und gegenüber den wichtigsten Währungen neue Tiefstwerte erreicht: In der ersten Novemberwoche lag der Wechselkurs Euro/Rubel bei 60, der Wechselkurs Dollar/Rubel bei 48,5. Und auch im Folgemonat hat sich die Lage nicht gebessert: Anfang Dezember war ein neuer Rekord zu verzeichnen, als ein Dollar für mehr als 54 Rubel gewechselt wurde. Um zu verstehen, wie unvermittelt diese Entwicklung war, muss man nur daran erinnern, dass der Wechselkurs Dollar/Rubel im Juli 2014 bei 33–34 lag, was einen Rückgang um circa 50 % in weniger als 120 Tagen bedeutet.

 

Zum Schluss ein Blick in den Pazifikraum, dessen Währungen starken Verkäufen unterlagen infolge der Erklärungen der Zentralbanken (insbesondere der Zentralbank von Neuseeland, die den Neuseeland-Dollar „zu stark“ festgesetzt hatte), aber auch aufgrund der sinkenden Rohstoffpreise (Australien ist einer der weltweit führenden Erzeuger zahlreicher Commodities) und aufgrund der erwarteten Abschwächung der Wirtschaft Chinas, zu dem Australien enge Verbindungen unterhält. Als Folge dessen ist der Wechselkurs zwischen dem US-Dollar und dem australischen Dollar im November auf 0,86–0,875 und damit auf den niedrigsten Wert seit 2010 gefallen, um dann Anfang Dezember bis auf 0,83 abzustürzen, während der Kiwi (NZD/USD) mit 0,77 den niedrigsten Wert der letzten 18 Monate erreicht hat.

 

Marktanalyse von Carlo Alberto De Casa, ActivTrades

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