Anleihen: Renditen auf Dreijahreshochs

Börse Frankfurt: Die abermals höher als erwartet ausgefallene Inflation in den USA hat den Märkten ordentlich zugesetzt, Bundesanleihen erlebten am gestrigen Donnerstag einen wahren Kursrutsch.

Im Januar kletterten die US-Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 7,5 Prozent nach oben. Die Forderungen nach geldpolitischer Straffung werden lauter und lauter.

„Der Chef der Fed St. Louis James Bullard setzt sich nun für eine noch schnellere Leitzinserhöhung ein, und zwar für 100 Basispunkte bis Anfang Juli“, berichtet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank.

„Die Aussicht auf kräftiger steigende Leitzinsen in den USA sorgten für deutlichen Druck und bestimmt weiterhin die Headlines an den Anleihenmärkten“, berichtet Tom Oechser von der Steubing AG. „Die Märkte sind sehr volatil“, stellt Rainer Petz von Oddo BHF fest.

Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen kletterte kurzzeitig über 0,29 Prozent – das war der höchste Stand seit Ende 2018. Aktuell sind es immer noch 0,26 Prozent.

Zehnjährige US-Treasuries rentieren erstmals seit Sommer 2019 wieder mit über 2 Prozent.

 

„Fraglich, ob sich EZB dem Druck entziehen kann“

EZB-Chefin Christine Lagarde hatte auf der Notenbanksitzung vergangene Woche zwar recht deutliche Signale für eine Politikwende gegeben.

Nun warnte sie in einem Interview aber abermals davor, dass ein zu rascher Zinsschritt die sich gerade erholende Konjunktur wieder abwürgen könne. „Ob sich die EZB dauerhaft dem Druck entziehen kann, ist allerdings fraglich“, bemerkt Petz.

Noch stärker als die Renditen von Bundesanleihen legten die von südeuropäischen Anleihen zu – besonders italienische. Spanien kam mit einer neuen dreißigjährigen Anleihe auf den Markt, wie Brunner meldet. Der Kupon liegt bei 1,9 Prozent (ES0000012K46).

„Die Nachfrage war groß, besonders aus dem Ausland“, stellt der Händler fest. „Die Rendite von 1,92 Prozent zum aktuellen Kurs hätte man sich vor kurzem noch nicht vorstellen können.“

 

 

Adler-Anleihe schwächeln weiter

Nach zwischenzeitlicher Erholung erneut unter Druck sind laut Oechsner Anleihen des Immobilienunternehmens Adler (XS2283224231, XS1713464441). „Die Erleichterung angesichts des Hogan Lovells-Gutachtens kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass den Anlegern immer noch handfeste Belege fehlen“, bemerkt Oechsner.

So müssten sie länger als gedacht auf den ursprünglich für 31. März geplanten Geschäftsbericht für 2021 warten, denn eine KPMG-Sonderprüfung verzögere das Testat.

„Laut Börsenregeln läuft nun eine Gnadenfrist bis 30. April. Jetzt prüfen auch Staatsanwaltschaft und Bafin den Jahresabschluss.“

 

Zuspruch für Edison, Eon und Aurelius

Kaufinteresse sieht Daniel für die US-Dollar-Anleihe von Edison International (US281020AT41) mit unbegrenzter Laufzeit und Kupon von 5 Prozent.

„Eine größere Verkaufsorder mit Limit 98,49 Prozent für Papiere des Deutsche Bildung Studienfonds wird von einigen Anlegern zum Einstieg genutzt“, berichtet der Händler außerdem. Die Anleihe des Studiumfinanzierers ist 2023 fällig und bietet einen Kupon von 5 Prozent (DE000A1YCQ86).

Kunden griffen auch zu bei der bis 2028 laufenden Eon-Anleihe (XS2177580250) mit Kupon von 0,75 Prozent, die aktuell mit 0,856 rentiert. „Das gleicht allerdings nicht einmal die Inflation aus.“

Brunner meldet Käufe für Bonds der Beteiligungsgesellschaft Aurelius Equity Opportunities, die 4,25 Prozent bis 2024 bietet (NO0010861487), sowie Bonds der Deutschen Post mit 0,75 Prozent bis 2029 (XS2177122624). Gut an kam außerdem die Aufstockung der Deutschen Rohstoff-Anleihe (DE000A2YN3Q8).

Unter Druck bleiben Papiere von Paragon. „Auf der ersten Gläubigerversammlung hat zwar eine deutliche Mehrheit der vorgeschlagenen Laufzeitverlängerung der Anleihen (DE000A2GSB86) zugestimmt“, erklärt Brunner.

„Das notwendige Teilnahme-Quorum wurde aber nicht erreicht.“

 

 

Saxony Minerals und Hylea: Nichts für schwache Nerven

Weiter extrem volatil zeigt sich die Anleihe von Saxony Minerals & Exploration (DE000A2YN7A3), die Oechsner handelt. Sie fiel von rund 100 Prozent auf zwischenzeitlich 18 Prozent, aktuell sind es wieder 40 Prozent. „Unternehmensspezifische Nachrichten dazu gibt es nicht.“

Hochgradig spekulativ eingestellte Anleger tummelten sich in größerer Zahl in Papieren des bolivianischen Paranussproduzenten Hylea Group (DE000A19S801), wie Oechser außerdem berichtet. Die Zinszahlungen seien ausgesetzt.

„Hylea befindet sich in schwierigen Verhandlungen mit den bisherigen und potenziellen neuen Finanzierungspartnern.“ Der Kurs pendelt zwischen 6 und 7,5 Prozent.

„Das Chance-Risiko-Profil zieht vermehrt Käufer an, die auf ein gutes Ergebnis hoffen.“

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