Der erste Domino-Stein fällt

Bernstein BankJetzt wird es spannend: Der Hedge Fonds Archegos in den USA ist umgekippt. Seine Geldgeber haben in einem Firebrand-Sale enorme Aktienpositionen liquidiert. Die Frage ist nun, ob mit dem Exitus des Fonds die Schieflage beendet ist. Oder ob wir eine verheerende Kettenreaktion erleben.

Billiggeld führt zu Schieflagen

Told you so: Seit geraumer Zeit warnen wir an dieser Stelle, dass das billige Notenbank-Geld überall auf der Welt verstärkt in Aktien fließt, dass die Risikoneigung zunimmt und dass sich Blasen bilden. Zudem strömt eine Menge Kapital zu Adressen, die vielleicht doch nicht so solide sind, wie sie aussehen. Gerade bewahrheitet sich dieses pessimistische Szenario. Chinesische Hightech-Aktien stürzten ab und auch amerikanische Medien-Titel.

 

 

Archegos geht unter

Archegos ist Geschichte: Die Website ist abgeschaltet, die „Financial Times“ erreichte niemanden dort. Sowohl Bloomberg als auch die FT bestätigten, dass es Archegos war, der Ende voriger Woche bei einigen Aktien einen Ausverkauf auslöste. Demnach sorgten die Ereignisse für Unsicherheit bei Brokern – diese rätselten, welche Positionen wohl noch verscherbelt werden.

Hinter Archegos Capital Management steckt der Bill Hwang, der schon einmal traurige Berühmtheit erlangte. Sein Hedge Fonds Tiger Asia gab seinen Investoren im Jahr 2012 ihr Geld zurück, als er Betrug mit chinesischen Bankaktien einräumte. Er zahlte eine Strafe von 44 Millionen Dollar und wurde von der Börse in Hong Kong verbannt.

Zum Abschuss freigegeben

Der Auslöser für das Ende von Archegos: ViacomCBS führte gerade eine Kapitalerhöhung durch und gab frische Aktien im Wert von 3 Milliarden Dollar aus. Vorige Woche verlor Viacom deshalb in nur vier Tagen rund 50 Prozent an Wert. Dies habe eine Kaskade von Margin Calls ausgelöst, meldete die „Financial Times“.

Die finanzierenden Banken warfen Blöcke zu Discount-Preisen auf den Markt: Morgan Stanley verhökerte Farfetch, Discovery, Baidu und GSX Techedu im Wert von 13 Milliarden Dollar. Und Goldman Sachs stellte 6,6 Milliarden Dollar an Baidu, Tencent Music Entertainment und Vipshop Holdings in den Ausverkauf. Ferner wurden 3,9 Milliarden Dollar an ViacomCBS und iQiyi verschleudert, wie Goldman an seine Kunden geschrieben habe.

Vielleicht nur Gewinnmitnahmen

Immerhin: Seit Anfang des Jahres hatte die Viacom-Aktie im Hoch um rund 170 Prozent zugelegt. Das Vorhaben des Konzerns, im Zuge der allgemeinen Zuschauer-Erosion bei mehr Content auf die Bezahlplattform Paramount+ zu schieben, stieß bei Analysten zunehmend auf Zweifel – in diesem Jahr gab es schon elf Herabstufungen.

Damit stellt sich die Frage, ob das nur Gewinnmitnahmen waren: Immerhin habe sich Viacom seit vorigen Oktober vervierfacht, urteilte Analyst Michael Hewson von CMC Markets am Sonntag. Vielleicht sehen wir also eine nette Erholungsrally nach dem Blutbad.

Vielleicht auch eine Sektor-Rotation

Oder aber wir erleben eine größere Sektor-Rotation, die der Wall Street und vor allem Big Tech ganz gehörig zusetzen kann: Raus aus den gut gelaufenen Corona-Lockdown-Trades, rein in die hoffentlich wieder anspringende Old Economy. So urteilte Barclays-Stratege Emmanuel Cau: „It may have hurt a number of funds that were overly exposed to these trades.“

Wirkungstreffer für Großbanken

Das sind die Lehren aus der Affäre: Erstens werden bei einem drohenden Crash die Darlings aus der vorigen Hausse abgestoßen. Was viele Kleinanleger ruinieren dürfte, die auf Empfehlung von Geschnatter in den Social Media eingestiegen waren. So lässt die Blase Luft ab.

Zweitens verursacht eine Schieflage bei einem großen Fonds eine Kettenreaktion. Die Frage ist, ob bald auch eine Bank umkippt. Dann werden wir einen veritablen Crash erleben, der sich in den Gesamtmarkt frisst.

Und siehe da: Wie das „Wall Street Journal“ am heutigen Montag berichtete, warnten die beiden Großbanken Credit Suisse und Nomura Holdings, dass ihnen massive Verluste aus Deals mit einem US-Kunden drohen. Nomura nannte rund 2 Milliarden Dollar. Beide Aktien rutschten kräftig gen Süden. Beide nannten keinen Namen. Doch das WSJ stellte natürlich umgehend die Querverbindung zu Archegos Capital Management her.

Wir sind gespannt, ob das nur ein singuläres Event war, oder ob mit Archegos der erste Domino-Stein in der Reihe gekippt ist – quasi der erste Kanarienvogel in der Mine. Und ob der Markt nun aus Vorsicht vor weiteren Notverkäufen bearish reagiert. Möglich sind auch bullishe Stützkäufe von eigenen Aktien durch die betroffenen Firmen. Die Bernstein-Bank behält die Angelegenheit für Sie im Auge – wir wünschen erfolgreiche Trades und Investments!

Themen im Artikel

Infos über Bernstein Bank

  • Forex Broker
  • CFD Broker
Bernstein Bank:

Die Bernstein Bank ist ein deutscher CFD- und Forexbroker mit Sitz in München. Der Handel ist an über 100 Märkten weltweit möglich und umfasst neben Devisen auch CFDs auf Indizes, Aktien, Rohstoffe und Edelmetalle. Der Handelsserver der Bernstein Bank liegt direkt im LD4-Datacenter der London ...

Disclaimer & Risikohinweis

68% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter.

Der Inhalt dieser Publikation dient ausschließlich allgemeinen Informationszwecken. Es handelt sich in diesem Kontext weder um eine individuelle Anlageempfehlung oder -beratung, noch um ein Angebot zum Erwerb oder der Veräußerung von Wertpapieren oder anderen Finanzprodukten. Der betreffende Inhalt sowie sämtliche enthaltenen Informationen ersetzen in keiner Weise eine individuelle anleger- bzw. anlagegerechte Beratung. Jegliche Darstellungen oder Angaben zu gegenwertigen oder vergangenen Wertentwicklungen der betreffenden Basiswerte erlauben keine verlässliche Prognose oder Indikation für die Zukunft. Sämtliche aufgeführte Informationen und Daten dieser Publikation basieren auf zuverlässigen Quellen. Die Bernstein Bank übernimmt jedoch keine Gewähr bezüglich der Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der in dieser Veröffentlichung aufgeführten Informationen und Daten. An den Finanzmärkten gehandelte Wertpapiere unterliegen Kursschwankungen. Ein Contract for Difference (CFD) stellt darüber hinaus ein Finanzinstrument mit Hebelwirkung dar. Der CFD-Handel beinhaltet vor diesem Hintergrund ein hohes Risiko bis zum Totalverlust und ist damit unter Umständen nicht für jeden Anleger geeignet. Sie sollten überlegen, ob Sie verstehen, wie CFD funktionieren, und ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Bernstein Bank News

Weitere Trading News

Gold: Im Höhenrausch

Helaba: Gold jagt von einem Rekord zum nächsten. Trotz steigender Realzinsen und enttäuschter Hoffnungen auf Zinssenkungen der Fed bleibt das Edelmetall in Reichweite seiner jüngsten...