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Euro-Krise: Europäische Chaostage

Zwei Jahre nach ihrem Beginn steuern die europäische Staatsschuldenkrise und die Versuche ihrer Bewältigung unübersehbar auf das Finale zu. Entweder geschieht in den nächsten Tagen ein Wunder, oder es gibt den großen Knall. Etwas dazwischen ist kaum noch denkbar. Die sich im Minutentakt von einem Extrem ins andere drehende Nachrichtenlage – Paris und Berlin sind sich über eine Hebelung des Euro-Rettungsfonds EFSF einig, sie sind sich nicht einig, der EU-Gipfel wird erneut verschoben, er wird nicht verschoben, es wird ein zusätzliches Treffen angesetzt – ist ein sicheres Indiz dafür, dass der Nervenkrieg um eine für alle Beteiligten und Betroffenen tragbare Lösung seine höchste Eskalationsstufe erreicht hat.

  Die europäischen Chaostage lassen sich nicht mehr lange fortsetzen. Zumal sich die Lage in Griechenland nicht auf Nervenkrieg beschränkt: Auf den Straßen und Plätzen Athens herrschen fast bürgerkriegsähnliche Zustände, die mindestens ein weiteres Todesopfer forderten.

  Den großen Wurf, den Menschen und Märkte vom Gipfel der Staats- und Regierungschefs geradezu herbeigesehnt hatten, kann man inzwischen vergessen. Der Sonntag droht günstigstenfalls mit einem Würfchen zu enden. Mehr spricht dafür, dass der Wurfversuch mit einem gewaltigen Bumerangeffekt auf ganz Euroland zurückschlägt. Denn für ihren zentralen Tagesordnungspunkt – die Steigerung der Schlagkraft der EFSF – ist die Runde nicht beschlussfähig.

  Und weil es dazu trotz der vorliegenden Leitlinien mehr Fragen als Antworten gibt, werden Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kollegen jedenfalls insoweit ohne Mandat nach Brüssel reisen. Solange es aber keine Klarheit in Sachen EFSF gibt, können die Gipfelteilnehmer auch bei anderen Punkten von Bankenrettung bis hin zum Ansinnen, eine Änderung der EU-Verträge voranzutreiben, nicht wirklich weiterkommen. Der Sonntagsgipfel reduziert sich somit auf ein Kaffeekränzchen, das die nächste Kredittranche für Griechenland abnicken darf.

Zu den wenigen guten Nachrichten in diesem Kontext gehört diese:
Der Rekapitalisierungsbedarf der europäischen Banken, vom IWF jüngst auf 200 Mrd. Euro veranschlagt, pendelt sich bei knapp der Hälfte davon ein und ist mit Blick auf die deutschen Institute fast vernachlässigbar.

  Ihnen helfen die Kursgewinne der Bundesanleihen, die den Korrekturbedarf auf das Exposure in der Euro-Peripherie zumindest teilweise ausgleichen. Wie praktisch, dass die auf angelsächsische Rechnungslegungsmethoden fixierten EU-Bankenaufseher noch nichts vom Niederstwertprinzip gehört haben.

Quelle: www.boersen-zeitung.de

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