US-Dollar: Gleichgewicht des Schreckens

Helaba: Der US-Dollar wird seinem Ruf als Krisenwährung gerecht. Der breite, handelsgewichtete DollarIndex kletterte im Zuge der Corona-Krise auf ein langjähriges Hoch. Insbesondere gegenüber Währungen aus Schwellenländern bzw. von Rohstoffexporteuren wertete der Greenback auf.

Gegenüber dem Euro tat sich aber per saldo wenig. Der Euro-Dollar-Kurs schwankte zwar merklich zwischen 1,06 und 1,15, aber mit zuletzt 1,10 befindet er sich in gewohntem Terrain.

 

Temporäre Dollar Engpässe

Der US-Dollar profitiert in Krisenphasen, weil US-Investoren dann Gelder aus dem Ausland repatriieren und internationale Anleger in sichere Treasuries flüchten. Zudem kommt es kurzfristig zu Engpässen an Dollar-Liquidität, da u.a. Dollar-Kredite gedeckt werden müssen. Derivate wie Währungsswaps („Cross Currency Basis Swaps“) schlugen nun kurzzeitig heftig aus.

Mit Hilfe umfangreicher Liquiditätsmaßnahmen der Notenbanken konnten die Ausschläge wieder eingedämmt werden, der Dollar gab etwas nach. Insgesamt war die Nervosität am Devisenmarkt – gemessen an der impliziten Volatilität – bislang nicht so ausgeprägt wie in der Finanzkrise 2008/09.

 

 

Dollar mit negativem Chance-Risiko-Verhältnis

Die relative Stabilität des Euro-Dollar-Kurses hat unterschiedliche Ursachen. Anders als 2008 gab es bei diesem Wechselkurs keine großen Fehlspekulationen, die schlagartig aufgelöst werden müssen. Da sich der Virus mittlerweile auch in den USA zunehmend ausbreitet, dürften sich die konjunkturellen Folgen der Pandemie zwischen der Eurozone und den USA nicht gravierend unterscheiden.

Dank der ausgeweiteten EZB-Käufe und potenzieller weiterer Rettungsprogramme scheint das Risiko für das besonders betroffene Italien vorerst eingegrenzt – der italienische Risikoaufschlag reduzierte sich wieder. Beide Notenbanken reagierten heftig. Die EZB weitete ihre Anleihekäufe erst um 120 Mrd. und dann um weitere 750 Mrd. Euro aus.

 

Die US-Notenbank senkte ihren Leitzins um insgesamt 1,5 % Prozentpunkte auf nahe Null und kündigte neben zahlreichen Liquiditätsmaßnahmen ein Kaufprogramm von 700 Mrd. US-Dollar bzw. nun unlimitiert an. Der US-Renditevorteil ist damit deutlich zurückgegangen.

In der Eurozone schnüren vor allem die Nationalstaaten große Fiskalpakete, die USA legen sogar ein Programm von rund zwei Billionen US-Dollar auf. Das explodierende Haushaltsdefizit wird das „US-Zwillingsdefizit“ erheblich steigen lassen. Dies sollte mehr den Greenback belasten, da sich die USA stärker im Ausland finanzieren. Außerdem ist die US-Währung gegenüber dem Euro klar überbewertet.

Kurzfristig wird der Euro-Dollar-Kurs bei hoher Nervosität noch stark schwanken und könnte temporär durchaus auch fallen. Mit einer Marktberuhigung dürfte er sich jedoch auf 1,15 erholen bzw. bis Jahresende sogar in Richtung 1,20 steigen.

 

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