US-Dollar verliert an Kraft: Euro jetzt im Vorteil?

Helaba: Die Aufholjagd des US-Dollar erhielt zuletzt einen Dämpfer. Nach der Abwertung 2020 erholte sich die US-Währung im ersten Quartal zwar deutlich. In den letzten Wochen schrumpfte jedoch das Plus um weit mehr als die Hälfte.

Der Greenback verlor gegenüber allen großen Währungen. Der Euro-Dollar-Kurs sprang wieder über 1,20, was auch EZB-Chefin Lagarde nicht verhindern konnte.

 

Robustes US-Wachstum als temporäre Dollar-Stütze

Die Story hinter der Dollar-Aufwertung beruht auf der relativen Stärke der US-Konjunktur. Während Europa im Dauer-Lockdown versinkt, schlägt sich die US-Wirtschaft erheblich besser: Die Corona-Restriktionen waren insgesamt weniger scharf und können dank der vielfach schnelleren Impfungen früher gelockert werden.

Zudem stimuliert die Biden-Regierung das Wachstum mit immer neuen, riesigen Fiskalpaketen.

Die robusten BIP-Zahlen für das erste Quartal werden das wohl bestätigen. In den USA stiegen entsprechend die Kapitalmarktzinsen deutlich und damit der Renditevorteil gegenüber dem Euro und anderen Währungen.

Beigetragen zur Dollar-Erholung hatten außerdem Eindeckungen von Leerverkäufern, die noch im Januar klar gegen die Währung wetteten. Mittlerweile sind Dollar-Positionen fast wieder neutral, so dass hiervon kaum noch Dollar-Nachfrage kommen sollte.

 

 

Dollar-Vorteile verringern sich

Der US-Wachstumsvorteil existiert wohl nur temporär. Zwar werden die USA ihre Impfkampagne viel zügiger durchziehen. Dennoch beschleunigt sich das Impftempo auch in der EU, so dass der US-Vorsprung letztlich nur wenige Monate ausmacht.

Erste Staaten deuteten Lockerungen bereits für den Mai an. Zudem besteht in Europa ein größerer Nachholbedarf. Selbst wenn das US-Wachstum im Jahresdurchschnitt höher ausfällt, so spricht die Verlaufsdynamik mehr für Europa.

 

 

Neben dem Impf- und Wachstumsvorteil relativiert sich auch der Zinsvorteil. Trotz der robusten Konjunktur sendete die US-Notenbank bisher keine Signale für eine Abkehr von ihrem äußerst expansiven Kurs.

Ob die Fed diese auf der anstehenden Sitzung gibt, ist fraglich. Deshalb spielt es auch keine große Rolle, dass laut Frau Lagarde die EZB von einem Kurswechsel noch weiter als die Fed entfernt ist. Die US-Geldpolitik deckelt daher die Treasury-Renditen, weshalb der Dollar-Vorteil zuletzt wieder zurückging.

Der zyklische Rückenwind für den US-Dollar flaut damit schon wieder ab. Ohnehin wurde die konjunkturelle Stärke auch mit sehr hohen Haushaltsdefiziten, wachsenden Schuldenbergen, einem rasanten Geldmengenwachstum und höheren Fehlbeträgen in Handels- und Leistungsbilanz erkauft.

Manches davon trifft auch für die Eurozone zu, aber das Ausmaß fällt in den USA viel größer aus.

Strukturell spricht daher mehr gegen den US-Dollar. Mit der konjunkturellen Aufholjagd dürfte im Jahresverlauf der Euro im Vorteil sein und der Euro-Dollar-Kurs auf 1,25 klettern.

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