Die Woche der Wende

Bernstein BankDie Chinesen senden auf einmal versöhnliche Signale in Sachen Zollstreit aus. Und das kommt nicht von ungefähr. Im US-Wahlkampf dreht sich die Stimmung. Wir beleuchten den Stand der Dinge und Chancen für Investoren und Trader.

Hiding Biden

Vermutlich wollten die Kommunisten in Peking den US-Wahlkampf aussitzen. Warum auch nicht: Ein neuer Präsident Joe Biden wäre ein Garant dafür, dass die Strafzölle zurückgedreht werden. Schließlich hatten der frühere Vizepräsident und ex-Präsident Barack Obama zugelassen, dass China mit Dumping-Produkten Teile der amerikanischen Industrie zerstört, etwa Stahl und Textilien.

Doch offenbar glauben die Chinesen nicht mehr an Sleepy Joe. Tatsächlich hält sich in der jüngsten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Rasmussen – das einzige, das 2016 richtig lag – Biden nur noch einen Prozentpunkt vor Trump; vor einigen Wochen waren es noch zehn Punkte.

Wobei nationale Umfragen sowieso irrelevant sind, weil Millionen Wählerstimmen in den Volksrepubliken Kalifornien und New York stecken, die sowieso an die Dems fallen. Wichtig sind die Swing States. Etwa Wisconsin.

 

 

Das Problem der Dems mit Law and Order

Dort ereignete sich vorige Woche im Städtchen Kenosha ein wahrscheinlich wahlentscheidendes Fanal. Nach Schüssen der Polizei in den Rücken eines Schwarzen – er hatte sich der Festnahme widersetzt und in ein Auto gegriffen, wo wohl ein Messer lag – tobten massive Ausschreitungen.

Trump bot die Entsendung von Bundestruppen an, der demokratische Gouverneur Tony Evers lehnte ab. Wie dumm. Denn Anwohner formierten sich zu einer Bürgerwehr. Ein bewaffneter 17jähriger, der sich der Polizei als Hilfssheriff anbot, wurde von einer Gruppe Demonstranten attackiert – er wehrte sich und erschoss zwei Linksradikale.

Das hat Signalwirkung: Kenosha ist typisches Mittelschicht-Amerika. Die Republikaner haben seit Wochen gewarnt, dass der brandschatzende Mob auch in die friedlichen Kleinstädte einziehen wird. Nun ist es geschehen.

Sie reden wieder

Vermutlich haben die Chinesen das alles ganz genau verfolgt. Vorigen Montag hatten der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer und Finanzminister Steven Mnuchin mit dem chinesischen Vize-Ministerpräsidenten Liu He telefoniert.

Der Anruf war ursprünglich für den 15. August angesetzt gewesen, also sechs Monate nach dem ersten Tag der Vereinbarung. Wegen Chinas Vertuschungen in der Corona-Pandemie und dem totalitären Durchgreifen in Hongkong hatte US-Präsident Donald Trump den Termin aber verschoben.

US-Wirtschaftsberater Larry Kudlow sagte dem Sender Fox News, China kaufe mehr Agrar-Rohstoffe, was Arbeitsplätze in den USA sichere. “Das Treffen ist ziemlich gut gelaufen.”

Jetzt kauft China aber wirklich Soja

Auch die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete Mitte voriger Woche unter Berufung auf ungenannte Quellen, amerikanische und chinesische Offizielle hätten bekräftigt, dass der Phase-1-Deal weiter gelte. Und dass China in Kürze eine Rekordmenge an Soja-Einkäufen plane.

Insgesamt wolle das Reich der Mitte für dieses Jahr auf Einkäufe in Höhe von 40 Millionen Tonnen kommen. China habe den Einkauf von US-Agrargütern seit Ende April tatsächlich hochgefahren. Ergo zogen die Soja-Futures in Chicago jüngst auf ein Siebenmonatshoch an.

 

 

Bisher nichts als leere Worte

Allerdings steckt in dieser Reaktion wohl eine Menge Wunschdenken. Bloomberg schätzt, dass China in den ersten sieben Monaten nur rund 27 Prozent seiner Verpflichtungen aus dem Trade Deal erfüllt hat. Und das US-Landwirtschaftsministerium meldete am Dienstag nur magere Käufe von 408.000 Tonnen Mais und 204.000 Tonnen Sojabohnen.

Die chinesische Regierung kündigte jetzt verstärkte Käufe zum Jahresende an. Und das Blog ZeroHedge urteilte unter Berufung auf Reuters, China habe im ersten Halbjahr gerade einmal fünf Prozent seiner zugesagten Energie-Käufe im Wert von rund 25 Milliarden Dollar erledigt.

 

 

Wahlkampf oder Kotau der Chinesen

Unser Fazit: Die jüngste positive Wortmeldung in Sachen Zollstreit sieht auf Seiten der USA sehr nach Wahlkampf aus – mit Blick auf die Farmer im Mittleren Westen. Und auf chinesischer Seite könnte es die übliche Verzögerungstaktik sein.

Allerdings kann es durchaus sein, dass Peking wegen eines befürchteten Comeback von Trump doch einkauft. Dann wäre die Vorwoche auch in Sachen Zoll-Deal die Woche der Wende.

Falls China das Abkommen mit Leben füllt, wäre das bullish für einige Assets. Vor allem für Soja, die chinesische Börse und auch für die Wall Street. Und natürlich für den Yuan – der festigte sich in der Vorwoche von 6,92 auf 6,87 zum US-Dollar. Wir behalten die Angelegenheit für Sie im Auge und wünschen erfolgreiche Trades und Investments!

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