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Ölpreis steht auf Messers Schneide

Ayondo MarketsVor einem Monat schien die Welt am Ölmarkt noch intakt zu sein. Die von der Opec beschlossene Verlängerung der Förderkürzung bis zum März 2018 sollte den Preis wieder deutlich über die 50-Dollar-Marke hieven. In der Realität ist genau das Gegenteil eingetreten: Vier Wochen in Folge dominieren inzwischen Minuszeichen, der Brent-Preis steht auf dem niedrigsten Niveau seit November 2016.
Das Problem: Die Opec hat die Kontrolle über den Ölpreis längst verloren, die Reduzierung der Förderung verpufft nahezu wirkungslos. Vor allem die Gegenspieler des Kartells pumpen immer mehr Öl: In den ersten fünf Monaten ist die norwegische Ölproduktion auf den höchsten Stand seit 2011 gestiegen, auch in Libyen und Nigeria sprudelt wieder mehr schwarzes Gold. Beide Länder waren im Mai für den Anstieg des Opec-Angebots um 336.000 Barrel pro Tag verantwortlich, die Opec-Produktion nimmt somit weiter zu.

Zugleich klettert das Angebot in den USA, trotz zuletzt fallender Preise legte der Anstieg der Bohraktivität die 22. Woche in Folge zu. Nach Schätzungen des amerikanischen Energieministeriums könnten 2018 rund zehn Millionen Barrel täglich angeboten werden und damit mehr als Saudi-Arabien fördert.
Supertanker spiegelt das Dilemma wider

Erschwerend kommt hinzu, dass weltweit auch die Nachfrage verhalten ausfällt. Die jüngsten Daten der International Energy Agency zeigen einen Lageranstieg in den Industrieländern. Im April lag die Gesamtmenge knapp 300 Millionen Barrel über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.

Auch die Ölvorräte der OECD liegen deutlich über dem von der Opec avisierten Ziel. Deutlich zeigt sich die Misere am Supertanker „Saiq“, der mit rund zwei Millionen Barrel Nordseeöl beladen ist. Eigentlich sollte die Fracht in China verkauft werden, inzwischen treibt der Tanker ziellos auf dem Atlantik, kein Land scheint Bedarf zu haben. Schätzungen zufolge liegen die „schwimmenden Ölvorräte“ mit 112 Millionen Barrel auf Jahreshoch.
Fazit: Vorerst dürfte das Ölangebot hoch bleiben, auch auf der Nachfrageseite ist keine Belebung zu erkennen. Damit sind die Perspektiven für das schwarze Gold denkbar schlecht. Der WTI-Preis liegt um gut 20 Prozent unter dem Hoch von Ende Februar und befindet sich somit im Bärenmarkt. Allerdings dürfte inzwischen auch ein Großteil der schlechten Nachrichten eingepreist sein.
Chance für Turnaround durchaus vorhanden

Doch noch sind die Würfel nicht endgültig gefallen. Mit 45 Dollar steht Brent an einer Schlüsselmarke, an der es in den vergangenen Monaten schon mehrfach zu einer Erholung kam. Solange der Preis nicht unter 40/41 Dollar fällt, bleibt eine technische Gegenbewegung im Spiel, zumal eine überverkaufte Lage besteht. Auch die durchweg schlechte Stimmung bietet Überraschungspotenzial auf der Oberseite. Saisonal haben die Bullen durchaus gute Karten: Im Sommer fahren viele Menschen Auto. Juli, August und September sind statisch gute Monate für den Ölpreis.
Zu große Erwartungen sollten die Öl-Bullen aber nicht haben, eine Rückkehr an die Jahreshochs bei rund 56/58 Dollar ist vorerst nicht in Sicht. Die Terminkurve sieht den Ölpreis auf Sicht von zwölf Monaten nur bei knapp 47 Dollar. Technisch lauern Widerstände bei 46 Dollar (Abwärtstrend) und um 48/48,50 Dollar (horizontale Barriere). Für antizyklische Trader also eine durchaus interessante Ausgangslage.

Autor: Feingold Research

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